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südöstlich von Schorndorf, auf einer kleinen Hochebene, und ist durch eine steile Vicinal-Straße, welche Ober- und Unter-Berken mit Schlichten und Beutelsbach verbindet und in das Filsthal ausmündet, mit Schorndorf in Verbindung gesetzt. Das Dorf ist ziemlich weitläufig gebaut und in seinen Haupt-Straßen reinlich. Die Gemeinde zählt 145 Haupt- und 26 Neben-Gebäude. Die massive Kirche liegt frei auf einer Anhöhe und hat einen gleichfalls steinernen Thurm mit 3 Glocken. Das Schiff ist von neuerer Bauart; der Chor aber ist wohl die St. Ulrichs-Kapelle, welche 1493 unter Zustimmung des bischöflichen Generalvicars von Augsburg, von Abt Berthold Dürr von Adelberg erbaut wurde. In der Kirche ist ein werthvolles Gemälde von Barth. Zeitblom, Christus mit den 12 Aposteln vorstellend. Das Schulhaus ist in neuerer Zeit erbaut. 1

Was den Charakter der Einwohner von Hundsholz (und Adelberg) betrifft, so will man noch die Einflüsse der vormaligen Klosterzeit wahrnehmen, die sich in einer gewissen Trägheit, einer Herrendienerei und in einem Mangel an Charakterfestigkeit und Selbstständigkeit aussprechen. Es sind viele Arme, namentlich unter den Handwerkern, vorhanden, die sich nebst den Taglöhnern früher größtentheils vom Kloster ernährt hatten. Die Markung von Hundsholz hat 737/8 M. Gärten, 2895/8 M. Äcker und 345 M. Wiesen, an Baufeld also etwa 8/10 M. auf den Kopf. Die Landwirthschaft ist in verhältnißmäßig gutem Zustande, wozu namentlich das Beispiel des vormaligen Klostergutpächters Öttinger beigetragen hat, welchem hier die Verbreitung der Simmenthaler Rindvieh-Race zu danken ist. Es sind Suppinger Pflüge im Gebrauch und die Dungstätten besser als auf den übrigen Waldorten. Roggen und Haber, dann Dinkel, beide letztere berühmt, weil von besonderer Güte, herrschen vor. Bei einer Aussaat von 1/2 Sch. Roggen und 1 Sch. Haber erträgt der Morgen 3, beziehungsweise 4–6 Sch. Das Getreide-Erzeugniß reicht für das eigene Bedürfniß. Der Flachsbau hat auch hier abgenommen. Seit einigen Jahren wird etwas Reps und 1 M. mit Hopfen gebaut. Die Wiesen sind mittelmäßig. Ein M. Acker kostet 140–350 fl. Wiesen 100–350 fl. Der Obstbau, welcher durch den Prälaten Sprenger in Aufnahme gekommen, ist in gutem Stand; das Obst geräth sehr gut, und es gibt auch edlere Sorten. Die Rindviehzucht, in Folge der Vermehrung des Grundbesitzes in der Zunahme, verdient Anerkennung. Den 3 Mahl- und Säg-Mühlen fehlt es oft an Wasser. Die noch von früheren Zeiten her stark besetzten Gewerbe zeichnen sich mit Ausnahme eines Schreiners nicht aus. Erwähnenswerth ist nur die nicht unbedeutende Fabrikation von Tabaksdosen aus Baumrinde, die indessen nicht ohne Nachtheil für die Waldcultur ist. Die zum Theil sehr feine Spinnerei wird von Ärmeren noch auf Bestellung betrieben.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0154.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)