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den sog. Hofäckern und Hausäckern ein Hof gestanden sein; man findet beim Pflügen häufig noch Bruchstücke von Ziegeln und Backsteinen, zuweilen auch Überreste von Grundmauern.

In der östlich vom Ort gelegenen Burrlesklinge, in welcher sich über wild zusammengeworfene Felsstücke ein munterer Waldbach stürzt und manche malerische Partie bildet, befindet sich ein vorgeschobener Hügel, der auf drei Seiten von senkrechten Sandstein-Felsen begrenzt, nur durch einen ganz schmalen Bergrücken von Westen her zugänglich ist; an der Südseite dieses Felsens ist eine namhafte Spalte, in der mehrere Personen Raum haben und in der sich, nach der Volkssage, das Burrlesfräulein aufgehalten haben soll. Nördlich von der Burrlesklinge wird ein Wald „im Kalkofen“ genannt; man trifft dort noch Vertiefungen, welche auf ehemalige Gebäude schließen lassen.

Die früheste Erwähnung des wahrscheinlich ehemals teck’schen Ortes, als „Baltreamswiler“ geschieht den 4. Okt. 1299, als das Eßlinger Spital hier einen Wald kaufte. Im J. 1510 heißt der Ort „Waltmannsweiler.“ Er gehörte zum Schlichter Waldgerichte (s. o. S. 74). Was den Zehenten betrifft, so verkaufte 1322 Febr. 24. Hedwig von Wildenau, Konrads von Nellingen Wittwe, ihren Theil hieran an Eberhard von Hochdorf zu Eßlingen um 131/2 Pfd. Heller (Staats-Arch.); am 8. Juni 1336 verlieh Herzog Ludwig von Teck an Konrad Holderlin zu Eßlingen den großen und kleinen Laienzehnten; im J. 1367 Okt. 9. verkaufte Walther Schwelher von Wildenstein 1/4 des großen und kleinen Zehenten an Kl. Adelberg, welches im J. 1442 Merz 21. diesen Besitz austauschte; im J. 1416 Juli 30. belohnte Hans Schwelher der ältere den Eßlinger Bürger Marquard Lutram mit dem hiesigen Laienzehenten (ebendas.). Im J. 1440 wurde mit Zustimmung der Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg von der Gemeinde eine eigene Pfarrei errichtet; früher war Baltmannsweiler ein Filial von Hochdorf (O.A. Kirchheim). Bis zum J. 1436 war hier ein Hof der Propstei Denkendorf, welchen dieses Kloster nebst 450 M. Wald, Gütern, Zinsen und Gülten in Baltmannsweiler und Hohengehren an Württemberg verkaufte; i. J. 1500, wo dieser Hof schon in 12 Theile getheilt war, besaß die Kellerei außerdem blos Gefälle von einzelnen Gütern; ein anderer Hof gehörte dem Geschlechte der Bürgermeister in Eßlingen. Der große Zehente stand früher wegen des Stiftes Göppingen theilweise der Pfarrei Reichenbach zu.

Aus Archival-Urkunden ist zu ersehen, daß am 19. April 1648 von Turenne’schen Soldaten, welche hier im Quartier lagen, neben mehreren andern Gebäuden, die „schöne, regulariter und wohlerbaute“ Kirche nebst dem Thurm abgebrannt u. die Glocken weggeführt wurden u. die Pfarrei von da bis 1679 unbesetzt blieb, in welcher Zeit der Ort nach Hohengehren

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0122.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)