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Bedeutung ist schon seit vielen Jahren der Obstbau, der durch das Beispiel des dermaligen Ortsgeistlichen noch mehr gehoben wird. Ein Morgen Acker oder Wiesen kostet 500 fl., Weinberg 8–900 fl. Der Handel mit Vieh und selbsterzogenen Obstbäumen wird lebhaft betrieben. Der Viehstand ist hier ziemlich gut; zum Fuhrwerke dienen aber fast ausschließlich Kühe. Die Gewerbe sind kaum nennenswerth.

Das Vermögen der Gemeindepflege besteht in 280 M. Grundeigenthum und macht eine Gemeindeumlage entbehrlich. Die Stiftungspflege besitzt 2730 fl. in Capitalien. Es ist ein Armenhaus vorhanden. – Das Patronat ist landesherrlich. Außer den obengenannten Filialien Schanbach mit Lobenroth, O.A. Canstatt, und Krummenhardt, O.A. Eßlingen, war bis 1845 auch Baach hieher eingepfarrt. An der Schule steht ein Schulmeister mit einem Lehrgehilfen. Der Schulfond beträgt 600 fl. Der Begräbnißplatz liegt bei der Kirche.

Aichelberg, bis 1806 dem ritterschaftlichen Kanton Kocher zugetheilt, gehörte unter der Lehensoberherrlichkeit des Abts von Ellwangen im 15. Jahrhundert den Herren von Stetten, namentlich im J. 1429 zwei Theile an den „Weilern Aichelberg ob Beutelsbach“ dem Truchseßen Wilhelm von Stetten (Stuttgarter Staatsarchiv unter Stift Ellwangische Lehen). Von Hansen Truchseßen von Stetten Wittwe kam Aichelberg durch Kauf an den württembergischen Landhofmeister Dietrich von Weiler († 1507 Febr. 28), dessen gleichnamiger Sohn bereits im October 1507 den Ort nebst Zugehör, zugleich mit dem Schlößchen Stetten, an den Erzmarschall Konrad Thumb von Neuburg verkaufte (Beschreib. d. OA. Canstatt 211). Johann Friedrich Thumb veräußerte den Ort im J. 1663 an Georg Friedrich vom Holtz als Rittermannlehen von Ellwangen. Bis zur Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit blieb die hohe und niedere Gerichtsbarkeit im Besitz der Familie vom Holtz, die Lehensherrlichkeit stand der Probstei Ellwangen zu und ging mit dieser an Württemberg über. Im J. 1812 trat die Familie vom Holtz ihren hiesigen Besitz an ihre Creditorschaft ab, von welcher am 10. Nov. 1832 die Ortsgemeinde die grundherrlichen Rechte um 10.000 fl. an sich kaufte. Dieselben bestanden 1759 in dreitägigen Frohndiensten und 40 kr. Frohngeld vom Kopf, Leibfällen, Laudemien und kleine Heller- und Hühner-Gilten. Die große und kleine Jagd gehörte Württemberg.

Im J. 1482 wurde Aichelberg, welches bisher Filial von Beutelsbach gewesen, auf Anhalten des Truchseßen Hans von Stetten beim Stiftspropste von Beutelsbach getrennt[1] und von Stetten aus pastorirt


  1. Indeß sollte bei der Heiligen-Rechnung allezeit ein Stiftspfleger zu Beutelsbach oder ein anderer von Stifts wegen sein, doch ohne des Heiligen Kosten. Besold, Doc. Stuttg. 34.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0112.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)