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gehalten. Neben dem älteren Wendepflug finden sich, in Thomashardt mehr als in Hegenlohe, seit mehreren Jahren flandrische Pflüge, die meistens mit einem Paar Ochsen oder Stieren bespannt werden. Geschlossene Güter sind nicht vorhanden. Die Brache wird völlig eingebaut. Im Winterfeld werden 5/6 mit Dinkel, 1/6 mit Roggen, im Sommerfeld 3/4 Gerste und 1/4 Haber gebaut. Von Futterkräutern ist nur der dreiblätterige Klee zu erwähnen, der 1/4 des Brachfeldes einnehmen mag. Der Dinkel wächst in Hegenlohe, Hundsholz, Schlichten und Thomashardt besser und ist gesuchter als im Thale. Dasselbe ist in Schlichten etc. mit dem Haber der Fall. An Dinkel kommen 8–9, an Roggen 3–4, an Gerste 4–5, an Haber 6–7 Sri. Aussaat auf den Morgen. Im Ganzen genommen ist der Ertrag achtfach. Das Erzeugniß der Waldorte reicht zum eigenen Bedarf nicht aus. Der Flachsbau war früher von Bedeutung und gab, da das Produkt wegen seiner Feinheit und Zähigkeit sehr gesucht war, schönen Gewinn. Nachdem aber von 1839–1847 der Flachs siebenmal nicht gerathen, wird er immer weniger gebaut, wogegen der Hanf mehr in Aufnahme kommt. Sonstige Handelsgewächse werden nicht gezogen. Die Wiesen sind größern Theils unergiebig, weil zu trocken oder zu naß, da die Bewässerungs- und Entwässerungs-Anstalten fehlen. Die Einfuhr an Futter in trockenen Jahren mag größer sein, als die Ausfuhr in günstigen Jahren. Weinbau hat nur Aichelberg und der Gartenbau ist ganz unbedeutend. Die Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt und noch im Zunehmen, da das Obst bei den selteneren Frühlingsfrösten gerne geräth. Die Viehzucht liegt darnieder, und kann sich wegen der bereits erwähnten Unbedeutendheit der Wirthschaften nicht vervollkommnen. Dazu kommt, daß die Waldbauern im Sommer an die Waldweide, im Winter an die Laubstreue gewöhnt waren, die erstere aber fast ganz aufgehört hat und die letztere sehr beschränkt worden ist, indeß, wie schon erwähnt, das Stroh gefüttert wird und außer dem Klee fast keine Futterkräuter gezogen werden. Es ist keine Race vorherrschend, und wird immer viel gehandelt, ohne daß jedoch Viehmastung stattfände. Schafzucht findet nicht statt. Ziegenhaltung kommt bei Ärmeren vor. Auch die Bienenzucht ist nicht von Belang. Die Gewerbe sind ganz unbedeutend, insoferne der Betrieb des Holzverkaufs, wiewohl sich immer noch Viele damit abgeben, nicht hieher gezählt werden darf. So lange der Flachs besser gerieth, war die Weberei bedeutender; damals auf eigene Rechnung betrieben, ist sie bis jetzt nur noch Kundenarbeit. Auch die Spinnerei war früher ein namhafter Erwerbszweig mittelst des Verkaufs gesponnener Schneller an die Stückweber im Lenninger Thal. Seit Verbreitung des Maschinengarnes wird aber nur noch um den Lohn gesponnen. 1

Was nun die Gemeinde Aichelberg insbesondere betrifft, so ist das

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)