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besäeten Netzgewölbe und einem nach dem Zwerger’schen Christus in Frankfurt gefertigten 20′ hohen Crucifix wieder auf das Erhebendste hervortritt. Der wichtigste Theil dieser Restauration ist jedoch ein meisterhaftes, in ein geschmackvoll vergoldetes Gehäus gefaßtes Orgelwerk Walker’s von 33 Registern, welches dem Chor gegenüber liegt. Das Geläute der 3 Glocken, die 1644–1652 erworben wurden, ist schwach, aber harmonisch. Es sind noch kostbare Kirchengeräthe vorhanden. Die einst reiche Kirchenbibliothek im Thurme soll 1548 von den Spaniern ausgeplündert worden sein. Der schön eingelegte Altar und die verzierte Kanzel sind im Rococostyl gehalten.

Die Baulast hat der Armekasten, welcher in dem vorliegenden Falle, namentlich auch hinsichtlich der Kosten des Crucifixes, durch freiwillige Beiträge der Einwohner erleichtet worden ist. Die vormaligen weiteren Kirchen s. unten.

Das auf dem Marktplatze gelegene Rathhaus, 1725–1730 im Rococo-Styl erbaut, 122′ lang und 54′ breit, ist ein sehr geräumiges, gefälliges Gebäude mit einer Uhr und 3 Glocken und einem großen Saale, worin 1850 ein öffentliches Schwurgericht gehalten wurde. Zunächst steht ein schöner, 1522 erbauter Rohrbrunnen mit Herzog Ulrichs Bildniß in Stein. Gar stattlich war das 1634 abgebrannte Rathhaus, zu welchem zwei Treppen über eine Laube führten, die auf 8 Säulen ruhte, und worunter Schuster, Gerber u. A. ihre Waaren auslegten. – In der Nähe steht das 1785 massiv und feuerfest erbaute städtische Archiv; zur Aufbewahrung von Rechnungen bestimmt, da die älteren Dokumente 1634 verbrannt sind. – Das Gebäude der lateinischen Schule auf dem Kirchhof wurde 1650 auf Kosten Daniel Steinbock’s, des geheimen Raths und Gastwirths in Straßburg, der in Schornbach geboren und hier geschult worden war, an der Stelle des 1634 abgebrannten erbaut.

Die deutschen Schulen sind theils in dem ansehnlichen und sehr geräumigen, 1589 erbauten Hospital, theils nebst der Realschule, in einem 1821 durch die Stadt erkauften, beim mittleren Thor stehenden Gebäude untergebracht, welches 1803 erbaut, zu einem anfänglich nur für Stadt und Amt bestimmten, später für die Landvogtei erweiterten, zugleich mit einer Armen-Beschäftigungsanstalt verbundenen Zwangsarbeitshause gedient hatte.

Einwohner- und Nahrungsstand. Schorndorf zählte auf den 3. Dezember 1848 3973 Ortsangehörige, und zwar 1935 männliche 2038 weibliche. (Die neusten Ziffern von 1849 s. am Eingang.) Bei der im Jahr 1846 auf den 3. Dez. vorgenommenen Zählung betrug die Zahl der Angehörigen 3893, nämlich 1889 männliche und 2004 weibliche,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0084.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)