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architektonisch edel durchgeführten Sockelgesimse, fast wie schwebend. Der Sockel selbst wieder aus Buckeln, in die jetzt eine Reihe von Schweinsställen eingebohrt ist. Fast an jedem Buckelsteine sieht man ein spätromanisches Steinmetzzeichen, in den Formen manchmal zusammenstimmend mit denen am Herrenrefektorium des Klosters Maulbronn. Man sieht Lilien, Beile, Leitern, Sterne, Pfeile, Bischofsstäbe, Kreuze, dann Buchstaben A, Z, u. s. w. Der rundbogige Eingang liegt an der Nordseite, etwa 35 Fuß über der Erdfläche. Links erheben sich alte Steinbauten mit Fenstern und Thüren im Übergangsstil und mit gewölbten Räumen innen; hier war auch die Kapelle. Was noch übrig von Ornamenten und baulichen Gliederungen zeigt bei aller Kraft jene Zierlichkeit, wie sie den fränkischen Bauten in der späteren Hohenstaufenzeit eigen ist. Die Ringmauer selbst geht noch großentheils umher und hat an der Nordwestecke noch einen halbrunden Thurm, einen schwächeren viereckigen an der Nordostecke, der an der Südwestecke ist abgetragen worden. An der Südostecke befand sich kein Thurm, sondern in der Höhe ein schöner Söller, von dem noch bedeutende Reste vorhanden sind. Auf der Mauer ging, so weit die Wohngebäude nicht darauf ruhten, ein mit Schießscharten versehener Gang rings herum. Im Burghof spendete ein über 130 Fuß tief aus prächtigen Quadern rund ausgemauerter Ziehbrunnen das nöthige Wasser. Derselbe ist jetzt eingeebnet und vor etwa hundert Jahren wurde ein 100 Fuß tiefer neuer gegraben.

Es kann nicht genug bedauert werden, daß diese Burg nicht mehr in den Händen des erlauchten Geschlechtes, das sie gründete, ist, welche zusammen mit der nahe gelegenen auch von den Hohenlohe kurz nachher gestifteten Klosterkirche zu Frauenthal zwei Werke der Baukunst sind, die an Festigkeit und dabei Feinheit der Ausführung ihres Gleichen suchen. Einige neue Ökonomiegebäude stehen jetzt innerhalb der ehrwürdigen Mauern.


Brauneck, alt Brunekke, vielleicht von brûn = glänzend, funkelnd (Lexer, Mittelhochd. Wörterb. 1, 365) also gleichbedeutend mit Lichteneck. Als erste Besitzer der Veste treten die Hohenlohe auf (1230), von denen eine bis c. 1390 im Mannsstamm blühende Linie sich nach der Burg nannte. (Stammbaum derselben bei Stälin 3, 677. W. F. IV. 1857. Hohenloh. Archiv I.) Aber auch das Stift St. Burkard in Würzburg hatte Besitzungen in Brauneck (1356). Nach dem Aussterben

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 696. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0696.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)