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ist quellenarm. – Eine Vicinalstraße geht von hier nach der Oberamtsstadt.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittleren; die Ortsmarkung ist beschränkt und von geringer Ertragsfähigkeit, weshalb auch von hiesigen Bürgern, wenn immer möglich, Grundstücke auf andern Markungen erworben werden. Die Erwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Wein-, Obst- und Hopfenbau, von den Gewerben werden blos die nothwendigsten betrieben.

Die kleine Markung hat größtentheils einen mittelfruchtbaren leichten nicht tiefgründigen Lehmboden. Ein Steinbruch mit guten Kornsteinen ist seit 30 Jahren verfallen, dafür wurde ein sehr ergiebiger an der Markungsgrenze gegen Oberbalbach eröffnet, der auch Bausteine zum Mergentheimer Bahnhof lieferte. Eine der Gemeinde gehörige Lehmgrube ist vorhanden.

Das Klima ist ziemlich milde, doch sind dem Obstbau gefährliche Frühlingsfröste nicht selten; das Dorf ist stark den Winden ausgesetzt, Hagelschlag und Gewitter sind selten, der Ketterwald und der noch westlicher gelegene Stadtwald bilden günstige Wetterscheiden.

Die Landwirthschaft wird musterhaft und mit großem Fleiß betrieben, die Jauche sorgfältig gesammelt. Von Getreide kann über den eigenen Bedarf noch etwas, darunter 200 Schffl. Gerste, ausgeführt werden. Weizen und Haber mißrathen öfters. Der Futterkräuterbau gewinnt immer größere Ausdehnung, gebaut wird viel Wiesenklee, Angersen, Kartoffeln.

Der Wiesenbau liefert ein gutes Erzeugnis; auf hiesiger Markung liegen nur 12–15 Morgen, die andern, ergiebigeren, auf angrenzenden Markungen.

Der Weinbau ist nicht ausgedehnt, man pflanzt 3000 Stöcke (Gutedel und Sylvaner) auf den Morgen und bezieht sie den Winter über; die Höhenlagen am Tauberthal sind die geschätztesten. Der Wein ist lieblich zu trinken; die Preise eines Eimers gehen von 30–70 Gulden. Früher wurde mehr Weinbau getrieben, derselbe ist jetzt auf die steilsten Bergabhänge beschränkt.

Die Obstzucht gewinnt neuerdings wieder mehr Ausdehnung; Obst hat vielfach durch Frühlingsfröste zu leiden. Die Gemeinde hat eine Baumschule und einen Baumwart aufgestellt.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 617. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0617.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)