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Gnadenbild an einen Seitenaltar, später 1659 an den mittleren, und 1716 an den Hochaltar, wo es sich noch befindet, versetzt. Dieses Gnadenbild, Maria mit dem Leichnam des Herrn, eine ergreifende frühgothische (14. Jahrh.) Holzskulptur, sei es gewesen, wodurch die Wallfahrt im Laufe des 14. Jahrhunderts entstand; dasselbe soll im Wald aufgefunden worden sein.

Innen erhielt die Kirche, die bis dahin eine hochgesprengte Holzdecke, wohl ähnlich wie die in der Creglinger Hergottskirche, trug, schöne steinerne Kreuzgewölbe mit reich verzierten Rippen und eine prächtige steinerne Orgelempore im Westen, Alles im Renaissancestil, der sich aber in diesen Grundformen nicht unschön an den gothischen anschließt. Auch das herrliche Rippengewölbe des Chores wurde damals etwas im Renaissancegeschmack überstuckt, namentlich die Schlußsteine, die vielleicht wichtigen Aufschluß geben, sobald jene sie bedeckenden Stuckaturen durch die jetzige Restauration beseitigt sind. Ebenso wird aus den in der Bergkirche, wie auch unten in der Dorfkirche vorhandenen, auch aus der Bergkirche stammenden vortrefflichen spätgothischen Tafelgemälden und Holzskulpturen ein neuer Hochaltar im gothischen Stil für den Chor der Kirche wieder zusammengesetzt werden.

Aus der linken Chorwand ragen prachtvolle große steinerne Blätterkonsolen mit Masken, an der rechten öffnet sich das ursprüngliche schön gegliederte und reich umrahmte Pförtchen zum Schneckenthürmchen, in seiner Lünette eine schöne gothische Steinskulptur, Christus am Ölberg; die Holzthür selbst ist prächtig mit Schmideisenwerk beschlagen.

Die Wände des breiten Schiffes werden durch korinthische Wandpfeiler, von denen die reichen Gurtengewölbe ausgehen, belebt, die Orgelempore ruht auf korinthischen Freisäulen. Die Orgel wurde unter Graf Hermann von Hatzfeld 1661 eingerichtet, und 1672 wurden an den drei Altären die Malereien vollendet. Am nördlichen Seitenaltar sieht man die Kreuzabnahme; daran steht B. Wolcker, Würtzburg. Die Kanzel ist in schönem Rococostil, am Chorbogen eine lange nicht gut leserliche lateinische Inschrift, nach welcher Melchior Hatzfeld dieses Gotteshaus aufzurichten und wiederherzustellen angefangen, sein Bruder Hermann vollendet hat.

Graf Melchior von Hatzfeld, kais. österreichischer Generalfeldmarschall, starb am 9. Januar 1658 in einem Alter von 64 Jahren; sein Herz wurde am 17. Mai 1658 in einer schönen silbernen Büchse aus Schlesien nach Laudenbach zur Bergkirche

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 604. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0604.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)