Seite:OberamtMergentheim0595.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aufgab, entstand Streit zwischen Würzburg und Pfalz, welcher 1394 dahin entschieden wurde, daß die Lehensherrlichkeit über Neuhaus bei Würzburg, diejenige über Brauneck aber bei Pfalz bleiben sollte. Noch in demselben Jahr belehnte der Bischof Gerhard von Würzburg, ein Graf von Schwarzburg, seine Vetter, die Grafen Johann Günther und Günther von Schwarzburg, mit Neuhaus. Diese waren bald genöthigt, den neuen Besitz an den Deutschorden zu versetzen, welcher 1411 Burg und Herrschaft als Eigenthum erwarb, zunächst noch als Würzburgisches Lehen, bis das mit Schulden belastete Hochstift 1431 alle seine Ansprüche aufgeben mußte. Fortan war Neuhaus, Burg und Amt, letzteres aus den Orten Markelsheim, Apfelbach, Igersheim, Neuseß, Harthausen, Bernsfelden und dem nur schutzverwandten Althausen bestehend, der Kammer des Deutschmeisters zugewiesen d. h. seiner unmittelbaren Nutznießung überlassen, bis der Hoch- und Deutschmeister 1526 seinen Wohnsitz in Mergentheim nahm und mit der ganzen Kommende Mergentheim auch Neuhaus erhielt.

Auf Neuhaus saß ein Amtmann, d. h. Justiz- und Verwaltungsbeamter, für das Amt und die Centorte Dörtel, Lillstadt, Wachbach, Löffelstelzen, Stuppach, Neunkirchen, Hachtel, Reckersthal, Reisfeld, Üttingshof, Holzbronn, bis 1789, in welchem Jahr zur Erleichterung des Amtmanns und der Untergebenen der Amtssitz nach Igersheim verlegt wurde. Der Amtmann war bis 1783 zugleich Verwalter des 400 Morgen großen Hofguts, in diesem Jahr wurde die Aufsicht über das letztere dem Centgrafen zu Markelsheim übertragen. Dafür mußte der Amtmann von seiner 1014 fl. 30 kr. betragenden Besoldung 155 fl. 30 kr. abtreten, wobei übrigens das Einkommen hoch genug blieb, denn darunter waren 15 Malter Korn à 5 fl., 8 M. Dinkel à 3 fl., 42 M. Haber à 2 fl. 30 kr., 2 Fuder 6 Eimer Wein à 5 fl. pr. Eimer, 50 Klafter Holz à 3 fl., an Amtsaccidentien ohngefähr 160 fl., 2 Speckschweine à 8 fl. etc.

Das Schloß wurde im Bauernkrieg angezündet, von dem Hoch- und Deutschmeister Walther von Kronberg wieder hergestellt und befestigt, im Schmalkaldischen Krieg abermals zerstört, aber sofort von dem Hoch- und Deutschmeister Wolfgang Schutzbar genannt Milchling wieder aufgebaut. Die Schatzkammer und die Rüstkammer waren nach einem Inventar von 1573 sehr reich ausgestattet (s. o.). Über die Schicksale der Burg im dreißigjährigen Krieg und während der Kriege Ludwigs

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 595. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0595.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)