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Berges noch besonders durch loses Geröll unzugänglich gemacht worden zu sein.

Der von der Verschanzung umschlossene Wald heißt „Hunnenwald“, es finden sich in ihm verschiedene künstlich gemachte runde Gruben; auch seien dort vor nicht gar langer Zeit noch Reste eines Opferaltars vorhanden gewesen, die Stelle heißt noch „’s Altar“. – Der noch im Volk lebenden Sage nach lag an der Stelle des jetzigen Weilers Burgstall eine Stadt Namens „Burgestat“, welche Thore und eine eigene große Kirche besaß (s. S. 545). Noch soll es hier spuken, namentlich gegen Tauberscheckenbach hin, wo ein feuriges Männlein umgeht. Ackerland, Wiesgrund und Wälder, an ihren Säumen oft mit prächtigen alten, gern in zwei bis drei Stämme sich spaltenden Tannen, breiten sich um den wohlhabenden Weiler her; weithin schweift hier der Blick an blaue Berge und hinab in das felsige eng sich fortwindende Thal, – und unwillkürlich glauben wir an diesem stillen Ort aus dem Flüstern der alten Tannenbäume eine Erinnerung zu hören an jene uralte Zeit, als hierher in Tagen der Gefahr von der fruchtbaren Hochfläche aus das Volk samt Weibern, Kindern, Heerden und sonstiger Habe zusammenströmte, hinter den gewaltigen Gräben und Wällen und den steil aus dem sumpfigen Tauberthal aufsteigenden Bergabhängen Schutz zu finden. Anderthalb Stunden weiter oben trifft man auf derselben Seite des Tauberthales, schon im bayrischen Gebiet, bei Rothenburg, eine ähnliche, doch lang nicht so umfassende Befestigung, die sog. Engelsburg, die einen prachtvollen Blick an die gerade gegenüber auf gleicher Höhe liegende Bergstadt Rothenburg gewährt. Eine sehr steile, wohl noch künstlich abgeschroffte Bergzunge wird auf der vierten, zugänglichen Westseite abgeschnitten durch einen 15–16 Fuß hohen, in schwachem Bogen auswärts gekrümmten Steinwall, der eine ebene Fläche von 8 bayrischen Morgen abschneidet. Man fand auf dem Wall Kornquetscher, rohe Gefäßscherben und die äußeren Steine des Walles durch Feuer roth gebrannt (s. auch Bastian, Zeitschrift für Ethnologie, Bd. 9, 1877 und Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. 1879. Aprilheft.)

Burgstall, alt Hohenlohe-Brauneckisch, theilte die Schicksale dieser Herrschaft. Die Sage, daß hier eine Stadt mit Kirche gestanden, wird bestätigt durch ein in der Kirche des nahen Betwar gefundenes Siegel aus dem 13. Jahrhundert, worauf die

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 544. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0544.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)