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richtet, auch geschieht seit einer Reihe von Jahren für die Rindviehzucht durch die Gemeinde das Mögliche, namentlich auch durch Haltung von guten Farren. Auch der Viehhandel ist beträchtlich.

Der städtische Pachtschäfer läßt im Sommer 500–600, im Winter 400 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen, die zum größeren Theil hier überwintern. Schweine-, Geflügel- und Bienenzucht ist nicht ausgedehnt, desgleichen die Fischerei.

Die Stadt ist Sitz eines Revieramts und Amtsnotariats; auch hat sie Arzt und Apotheke.

Öffentliche und besondere Stiftungen:[1]

I. Die kombinirte Stiftung umfaßt

1. die Herrgottskirchenpflege,
2. die Skt. Petrikirchenpflege,
3. die Schuler’sche Stiftung,
4. die Stadtpfarrer Fenk’sche Stiftung,
5. die Konr. Matz’sche Stiftung,
6. die Schulstiftung,
7. die Löder’sche Stiftung.

Die kombinirte Stiftungspflege hat in erster Linie die Baulast an den beiden Kirchen. Da solche aber stets an einem Defizit leidet, so hat die Kirchengemeinde subsidiär einzutreten. Es werden daher seit mehreren Jahren Kirchenumlagen auf die Parochianen gemacht.

ad 3. Die Schuler’sche Stiftung ist im Jahr 1742 von der Witwe des Stadtschreibers Schuler hier gemacht worden und betrug ursprünglich 200 fl. Die Interessen sollen

a. zur Hälfte auf Kirche und Schule nach stiftungsräthlichem Ermessen und

b. zur anderen Hälfte entweder zu Stipendien an Theologie Studirende oder zur Vermehrung des Kapitals verwendet werden, bis letzteres 1000 fl. oder jetzt 1700 M. beträgt. Zur Zeit beträgt diese Stiftung 1267 M. 86 Pf.

ad 4. Fenk’sche Stiftung. Der im Jahr 1780 ledig gestorbene Stadtpfarrer Fenk hier stiftete 500 fl. mit der Bestimmung, daß an seinem Todestage, 6. April, die Zinsen unter die Ortsarmen vertheilt werden. Diese Vertheilung ruhte viele Jahre lang und findet erst seit 1875 wieder regelmäßig statt, da die Nichtbeachtnis des Willens des Stifters erst in Folge der Stiftungsausscheidung entdeckt wurde. Das Kapital von 500 fl. ist noch vorhanden.


  1. Mitgetheilt von Stadtschultheiß Wagner in Creglingen.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0500.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)