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unwillkürlich, hinaufzuwandern an seinen von Erlen und Weiden umschatteten Ufern; hinauf an freundlichen Dörfern und Mühlen und rauschenden Wäldern, bis zu der majestätisch über dem Felsrand thronenden früheren deutschen Reichsstadt Rothenburg.

Das Wappen der Stadt Creglingen (s. Abb.) ist zugleich das Hohenlohische, zwei übereinander schreitende, schwarze Leoparden im silbernen Feld. (S. W. Jahrb 1854. 2. H., S. 138.)

Die Stadt ist in den neueren Theilen, besonders an der Tauber, frei und freundlich gebaut, und zieht sich mit ihren ältesten Gebäuden, dem ehemaligen Schloß und der Kirche, am westlichen Hang des Thales steil hinauf. Die Stadt war sehr fest und mit Mauern, Thürmen und Thoren wohl verwahrt, von denen jetzt die meisten gefallen sind, was Creglingen in mancher Beziehung von engenden Schranken befreit, auf der andern Seite aber auch dem Ort viel von seinem alterthümlichen und städtischen Aussehen geraubt hat. Es hatte drei wohlvertheidigte Haupteingänge: das Tauberthor, davor eine alterthümliche, steil auf- und absteigende Bogenbrücke; statt dieses einst sehr beschwerlichen und gefährlichen Zugangs zur Stadt führt jetzt eine schöne, bequeme, steinerne Bogenbrücke, vollendet im Jahr 1873, über den ziemlich breiten Fluß, der oft reißend anschwillt; ferner das Herrgottsthor und das obere Thor an der Straße nach Niederrimbach. Sämmtliche an diesen drei Eingängen gestandene Thorthürme wurden im laufenden Jahrhundert beseitigt; 1823 der Thurm am Herrgottsthor, von ihm ist nur noch eine an ihm befindlich gewesene, nicht mehr leserliche Inschrifttafel in der Brüstung der Herrgottsbachbrücke eingemauert; der Thurm am Tauberthor fiel 1873, der äußere am oberen Thor 1867, der innere und höchste, der sog. Stadtzinkenistenthurm 1875. Es stehen noch der Faulthurm an der nordöstlichen Ecke der früheren, zum größten Theil jetzt eingeworfenen Stadtmauer, an ihn wurde die Synagoge angebaut; der Thurm ist jetzt Eigenthum der Gemeinde und wird bewohnt, ein zweiter Thurm (im Privatbesitz) steht noch an einem Seitengäßchen gegen das Herrgottsthal, auch oben mit Wohnung, unten mit zugemauerter Durchfahrt, ein drittes, thurmartiges Gebäude steht in der Nähe des Armenhauses. An der Nordwestseite der Stadt erhielt sich noch ein Theil der Stadtmauer; dieselbe hatte einen Zwinger 4–5 Meter breit und

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0482.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)