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zusammenkommen. Die inmitten des Orts gelegene dem hl. Franziskus von Assisi geweihte Kirche hat einen alten aus der Übergangszeit vom Romanischen in’s Gothische stammenden Ostthurm, der mit dem untersten, von einem Kreuzgewölbe bedeckten Stockwerk den Chor bildet. Im dritten Geschoß zeigt der Thurm gegen Osten ein spitzbogiges, von einer Säule getheiltes Doppelfenster, der vierte Stock ist neuer. Auch das Schiff der Kirche stammt aus neuerer Zeit; hinter dem Hauptaltar steht Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, eine hübsche Holzskulptur aus dem vorigen Jahrhundert. Von den zwei Glocken auf dem Thurm ist die größte schön mit gothischem Lilienfries verziert und trägt die Umschrift in gothischen Minuskeln; Ave maria gracia plena dominus tecum. Anno domini M.CCCC.LXXXVIIII (1489), die kleinere, aber viel ältere, hat denselben Spruch in sehr alterthümlichen lateinischen Majuskeln. In den Glockenstuhl ist eingeschnitten: Kilgen Bag, Aswalt Spis 1500. Die Unterhaltung von Kirche und Pfarrhaus liegt der Stiftung ob; letzteres wurde im Jahr 1774 von Maurermeister Schenk und Zimmermeister Eichinger von Frickenhausen erbaut. Der Begräbnisplatz ist seit dem Jahr 1833 außerhalb des Ortes angelegt.

Das Schulhaus, ein im Jahr 1800 erbautes Privathaus, wurde mit dazu gehöriger Scheune, Waschhaus und Garten im Jahr 1871 von der Gemeinde angekauft und 1872 zu seinem jetzigen Gebrauch eingerichtet; in seinem unteren Stockwerk befindet sich die Schule, im oberen die Wohnung des Schullehrers. Das Rathhaus stammt vom Jahre 1786.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 30 Pumpbrunnen; die bedeutendsten Quellen auf der Markung sind der Seebrunnen, der Langenweidenbrunnen und der Riedbrunnen; von Bächen fließen über die Markung der Langenweidenbach, der Riedbach, der Mansbach und der Seebach. Außerhalb des Orts ist eine Wette angelegt. Früher bestand ein See auf der Markung, jetzt in Wiesen- und Ackergrund umgewandelt. Eine Vizinalstraße geht von hier nach Nassau; die Staatsstraße von Harthausen nach Simmringen geht durch den Ort. Über den Riedbach, Mansbach und Seebach geht je eine von der Gemeinde zu unterhaltende Brücke.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut, Haupterwerbsmittel Feldbau und Viehzucht, im Winter auch von den Ärmeren Holzmachen im nahen Staatswald. Zwei Schildwirthschaften

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 467. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0467.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)