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2. Adolzhausen,
Gemeinde III. Klasse mit 330 Einw., worunter 8 Kath.; Ev. Pfarrei, die Kath. sind nach Roth eingepfarrt.

Der Ort liegt etwas geschützt auf der rechten Seite eines in das obere Aspachthal eingehenden Seitenthälchens, dicht umgeben von zahlreichen Obstbäumen und hat meist schöne, Wohlhabenheit verrathende, im Riegelbau aufgeführte Bauernhäuser.

Die in neuester Zeit freundlich wieder hergestellte Kirche ist spätgothisch, mit gefüllten Spitzbogenfenstern, spitzen Eingängen, an denen die Rundstäbe sich kreuzen, und hat einen alten, romanischen Ostthurm. Dieser zeigt im ersten Geschoß einen Rundbogenfries, im dritten gedoppelte Bogenfenster mit Blätterknaufsäulen, das vierte Stockwerk ist neu und endigt in ein vierseitiges Zeltdach. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Kirche gegen Westen verlängert. Am Ostfenster des Thurmes (im ersten Stock) sieht man die Jahreszahl 1588, an seiner Südseite einige ältere Grabsteine. Das Innere enthält einen Altar im Zopfstil mit Christus und zwei Engeln und in dem, durch einen spitzen Triumphbogen vom flachgedeckten Schiff getrennten, kreuzgewölbten Chor ein gemaltes Epitaphium des evang. Pfarrers Christof Lang, gestorben den 10. März 1616 und seiner Frau, geb. Haintzelmann, gest. den 13. Oktober 1626; beide knieen vor Christus am Kreuz, hinter dem sich eine weite Landschaft ausbreitet. Außerdem besitzt die Kirche einen schönen, goldenen, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Abendmahlskelch. Auf dem Thurm hängen drei Glocken, die größte mit der Umschrift: magister conradus gnoczhamer me f. anno domini MCCCCXXXVIII (1438) in onorem sancti osbaldi.

Auf der zweitgrößten Glocke steht, ebenfalls in gothischen Minuskeln: ihesus nacerenus rex iudeorum. bernhart lachaman gos mich 1510.

Auf der dritten Glocke steht: 1747 gos mich in Gottes Namen Johan Leonhart Lösch von Amorsbach nach Atelshausen, ferner, daß sie Carl Ludwig von Hohenlohe „im 74. Jahr dero ruhmvollen Alters“ habe umgießen lassen. Um die Kirche geht noch der alte, ummauerte Friedhof, seit dem Jahr 1864 ist außerhalb des Orts ein neuer angelegt.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0433.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)