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G. E. v. Hedershof 6000 Gulden; Andere machten reiche Schenkungen. 1740 wurde die alte Spitalkapelle durch die neue Spitalkirche ersetzt und der Flügel von der Pforte bis zum Stadtpfarrhaus neu gebaut. Unter den Schenkungen, welche der Spital auch nach dieser Zeit erhielt, ragt hervor das Vermächtnis der Hofkammerrath Öhningers Witwe vom Jahr 1771, bestehend in 43.728 Gulden, womit die Aufnahme von Waisen ermöglicht, der Bau gegen die Stadtkirche neu aufgeführt und die innere Einrichtung im jetzigen Stand getroffen wurde, sowie die Zuwendung eines Theils der Todesangst-Christi-Pflegschaft zu Nürnberg durch den Hoch- und Deutschmeister Karl 1803, welche von Baiern bestritten aber im Vergleichsweg 1827 doch mit gegen 13.000 Gulden ausbezahlt wurde. Für die Waisen stifteten Seminar-Direktor Höpfner (1816) 6200, Stadtpfarrer Mark († 1806) 4000 Gulden. Die ursprüngliche Bestimmung des Spitals, Arme und sieche Unterthanen des Deutschordens aufzunehmen, wurde frühe durch Aufnahme und zum Theil üppige Verpflegung wohlhabender Pfründner, welche sich einkauften, so schon jener reichen Wohlthäterin Agnes Schreiber, überschritten. Daher seit 1530 verschiedene Stiftungen zu Gunsten der armen Hospitaliten, daß sie „täglich für 1 Hlr. Brot und alle Wochen eine warme Suppe“, „an den 4 Fronfasten zum Morgenessen 1/2 Maß Wein, einen Pfennigweck und ein Essen Fisch und zu Nachts 1/2 Maß Wein und einen Weck“ erhalten sollten. 1709 wurde das Einkaufen und besondere Verpflegen der Wohlhabenden abgestellt. Von 1418 bis 1579 war die Stelle des Spitalmeisters einem Ordenspriester, seitdem einem weltlichen Verwalter übertragen; bei ihm speisten die „reichen Pfründner“ und der Benefiziat. Seit 1862 ist die Besorgung des Spitals barmherzigen Schwestern vom Mutterhaus in Gmünd übertragen.

Ein älteres Armenhaus, welches schon 1424 als Siechen- oder Armenhaus genannt ist, wurde 1716–20 wegen Baufälligkeit abgetragen und mit der St. Rochus-Kapelle neu erbaut. Zu einem Benefizium in der Kapelle stiftete 1744 der Mergentheimer Ulr. Schüpfer, Pfarrer in Zöschingen, 6000 Gulden, ließ auch eine Benefiziatenwohnung einrichten, welche er selber beziehen wollte, als er 1775 starb.

Das sog. kleine Armenhaus wurde 1674 neu erbaut für ansteckende Kranke und kranke Reisende, namentlich auch Soldaten.


Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0424.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)