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Regesten –; auch theilte sich der Orden mit dem Deutschorden und den „Richtern und der Gemeinde der Bürger zu Mergentheim“ in die obrigkeitlichen Rechte daselbst (Reg. 1259). Aber in den Streitigkeiten der beiden geistlichen Genossenschaften, welche seit 1259 niemals aufhörten und schon 1287 soweit gediehen, daß Deutschordensleute mit bewaffneter Hand in die Mühle der Johanniter einfielen, mußten die letzteren allmählich der Übermacht der Deutschherren unterliegen. Diese, auch im 14. Jahrhundert mit Erfolg bestrebt, ihre Besitzungen und Rechte in Mergentheim zu erweitern (Reg. 1311. 1315. 1322. 1339. 1343 etc.) fiengen 1330 aus eigener Machtvollkommenheit an, den Ort mit Mauern zu umgeben, und Kaiser Ludwig bewilligte 1335, den Bau von Mauern und Gräben fortzusetzen, ertheilte auch 1340 dem Orden das Recht, aus dem Markt Mergentheim eine Stadt zu machen, in welcher derselbe die Obrigkeit und das Strafgericht haben, auch Richter, Schöffen und Rath setzen solle; endlich gestattete der Kaiser den Deutschherren und den Bürgern der Stadt, zur Vollbringung des Baus ein Umgeld zu erheben, den schon bestehenden Johannismarkt auf 8 Tage zu erstrecken und einen viertägigen Martinimarkt einzuführen. Kaiser Ludwigs Nachfolger, Karl IV., hob 1355 vollends alle dem Orden im Weg stehende fremde Gerichtsbarkeit über die Bürger von Mergentheim auf und ertheilte demselben das Recht, eigene Heller nach dem Korn von Nürnberg zu schlagen. Dies alles, sowie der Bau eines Spitals durch den Deutschmeister Wolfram von Nellenburg 1340, verursachte immer neue Klagen und Prozesse der Johanniter, bis sie endlich 1355 das Feld zu räumen sich genöthigt sahen. Sie überließen am 7. November d. J. alle ihre Einkünfte und Rechte dem übermächtigen Gegner, welcher dafür 1000 Pfd. Hlr. und 800 weitere Pfd. im Jahr 1359 zu bezahlen, auch seine Güter und Gilten in Althausen und Schweigern abzutreten hatte. Auch die Pfarrei, das Einzige was in Mergentheim selbst den Johannitern blieb, vollends zu kaufen, gelang indessen dem Deutschorden erst 200 Jahre später. Vorerst hatte derselbe noch unter allerlei Kämpfen seine Macht zu befestigen.

In der Stadt bestand seit 1291 ein einem Probst zugewiesener Hof des Cisterzienser-Klosters Schönthal, welches 4 Meilen südwestlich von Mergentheim an der Jagst gelegen ist. Mit dem Probst schwebten zwischen 1357 und 1383 fortgesetzte Streitigkeiten über seinen auf 1/4 gegen 2/4 des Deutschen

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0365.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)