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Mark, durch Vermächtnisse von Ordensrittern und Priestern, durch die Bibliothek des 1805 aufgelösten Dominikanerklosters, durch das von Erzherzog Max Franz Landkommenthur in Franken gemachte Geschenk des Restes der Privatbibliothek des verstorbenen Hoch- und Deutschmeisters Max Franz so bedeutenden Zuwachs, daß sich im Mai 1809 der gesammte Büchervorrath auf gegen 40.000 Bände belief, darunter bei 5000 Bände Duplikate. (Breitenb. Chr.)

Rechts vom Kameralamt steht noch ein alter Thorthurm mit spitzbogigem Durchgang. Die hohen Wälle, Schanzen und tiefen breiten Wassergräben, welche den Schloßkomplex gegen Norden, Osten und Süden deckten, wurden vom Jahr 1778 an abgetragen und eingefüllt, doch erhielten sich noch bedeutende Reste in dem östlich sich ausbreitenden, in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts unter Hofgärtner Häller angelegten herrlichen Schloßgarten, dessen großartige Baumwipfel jetzt so hoch als die Ordensburg heraufgewachsen sind. Auch im äußeren weiten Schloßhof stehen prächtige hochragende Bäume, besonders Linden. Auf einem Inselchen lag früher das Entendörfchen, eine Stadt samt Kirche im Kleinen für die wilden Enten. Der schöne Blumengarten samt dem Gewächshaus, an der Südostseite des Schlosses, besteht seit 1804; das an der Igersheimer Straße stehende chinesische Häuschen seit 1802.

Die einst der hl. Jungfrau, dem hl. Georg und der hl. Elisabeth geweihte sehr geräumige Schloßkirche dient jetzt als evangelische Kirche. Im Jahre 1730 befahl Deutschmeister Franz Ludwig, Herzog von Pfalz-Neuburg, die baufällig gewordene Schloßkapelle abzubrechen (man begann mit dem Abbruch am 14. Juli 1730) und durch die jetzige in noch stattlicheren Verhältnissen aufgeführte Schloßkirche zu ersetzen, zu welchem Zweck zuvor der Schloßgraben eingefüllt werden mußte. Unter seinem Nachfolger Clemens August, Herzog von Bayern und Erzbischof von Köln, wurde die im Jahr 1735 vollendete Kirche, bei Gelegenheit eines Großkapitels und unter Assistenz des Weihbischofs von Würzburg, mit großer Pracht und Feierlichkeit am 29. September 1736 eingeweiht. Die Baukosten beliefen sich auf 57.320 Gulden. Über dem Hauptportale steht folgende Inschrift:

Clemens Augustus successor principali zelo perfecit atque absolvit quod Franciscus Ludovicus antecessor feliciter coepit.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0341.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)