Seite:OberamtMergentheim0320.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Innere der Stadt mit ihren reinlichen, breiten, gepflasterten Hauptstraßen macht gleichfalls einen heiteren, entgegenkommenden Eindruck; die Mehrzahl der Häuser ist nicht bloß städtisch und solid gebaut, sondern auch vielfach belebt durch künstlerischen Schmuck, hübsche steinerne Thüren, verzierte Giebel, Marienbilder an den Ecken u. s. w., dazu die verschiedenen steinernen Brunnen, die zahlreichen Kirchen, stattliche städtische Gebäude und im Hintergrunde das Schloß.

Wer aber von den Werken der Kunst hinüber will zur Schönheit der Natur, der findet im Schloßgarten sein Genügen. Trefflich in Stand gehalten, 30 Morgen groß, dehnt er sich aus, langsam durchströmt von lauteren Wassern, durchtönt von zahlloser Singvögel Lied, womit die Nachtigallen ihre lang hingezogenen Laute wundervoll mischen, als ein Dickicht herrlichster Laub- und Nadelholzbäume, von Eichen, Buchen, Linden, Ahornen, Platanen, und daraus als Riesengestalten steigen die vollen gedrungenen Formen der Silberpappeln, dann Hängetannen mit dunklem Geäst, breitwipflige Eschen, uralte Linden mit knorrigem Stamm, der saftige Rasen mit Waldblumen und Buschwerk. Dies alles umweht von weicher, lind bewegter Luft, von draußen herein schimmert die duftige Ferne und hinaus schweift der Blick hinab an der blauen, von schönen Weidenbäumen umschatteten, durch Wiesengrund sich schlängelnden Tauber und hinüber zur hochragenden Burgruine Neuhaus.

Die ursprüngliche Stadt Mergentheim bildet im Ganzen und Großen ein gleichseitiges Viereck, doch sind die vier Seiten nicht strafflinig, sondern an drei Seiten ausgebogen, an der vierten, der Ostseite, dagegen eingebogen und hier schließt sich, einst als großartige Citadelle, das Schloß mit seinen Nebengebäuden an. Die Stadt war früher eine stolze Wasserfeste, im Norden und Nordosten vom Tauberfluß, im Westen vom Wachbach gedeckt, mit Sumpfland und Wassergräben ringshin umfangen.

Die Abbildung der Stadt Mergentheim in Merians Topographia Franconiae vom Jahre 1648 gibt dieselbe mit den einst so zahlreichen Thürmen an der Umfassungsmauer, die jetzt alle sammt den Thoren verschwunden sind, wogegen sich die damals in der Stadt stehenden Thürme sämmtlich und in fast unveränderter Gestalt erhalten haben. Von dem tiefen, ausgemauerten, etwa 70 Fuß breiten Graben, dahinter mit dem die Stadtmauer begleitenden Zwinger, blieben ansehnliche Strecken, ingleichen von

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0320.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)