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öffnen, nahmen es für den Abt von Oberzell in Besitz. Schönburgsche Reiter rückten als Exekutionstruppen in der Grafschaft Weikersheim ein, und die Plackereien dauerten fort, bis die ganze Sache im Waffenlärm des Jahres 1631 endigte.

Gustav Adolf’s Sieg bei Breitenfeld unweit Leipzig am 7. September 1631 hatte dem Schwedenkönig den Weg nach Süddeutschland geöffnet. Am 7. Oktober erstürmten die Truppen des „Schwedenvetterles“, wie man Gustav Adolf in Hohenlohe nannte, die Würzburger Feste Marienberg; am 8. entbot er die Grafen Georg Friederich von Weikersheim und Kraft von Neuenstein zu sich und forderte sie zu „gebührender Kooperation“ auf, während umgekehrt Tilly noch zu derselben Zeit von ihnen verlangte, die aus 400 Mann kaiserlicher Truppen bestehende Garnison zu Rothenburg von ihrem Land aus unterhalten und verpflegen zu lassen. Von Gustav Adolf mit hohen Befehlshaberstellen und Dotationen bedacht, waren die Grafen fortan meist außer Landes, was in Weikersheim zu Widerspenstigkeiten gegen die gräflichen Beamten führte.

Bald war unser ganzer Bezirk in den Händen der Schweden.[1] Gustav Adolf ließ, als er im November von Würzburg gegen Tilly und den Herzog von Lothringen nach dem Rhein sich wenden mußte, zur Deckung von Franken den Feldmarschall Horn mit 16.000 Mann zurück. Von diesem Heer rückte am 9. November der schwedische Oberst Claus Sperreuter mit einer starken Reiterabtheilung in die Orte Markelsheim, Igersheim und Althausen ein und forderte Mergentheim und Neuhaus auf, schwedische Besatzung einzulassen. Beide hatte der Deutschmeister Johann Caspar von Stadion auf die Kunde, daß die Schweden sich dem Main nähern, schleunigst mit zusammen 500 Mann Besatzung in Vertheidigungsstand setzen lassen und den Kommenthur Hund von Lauterbach zum Kommandanten ernannt, während er selbst mit dem Archiv und Schatz sich nach Wien flüchtete. Die Feste Neuhaus ergab sich am 13. November. In Weikersheim lagen 2 Kompagnien Lothringer, welche der kaiserliche General Ossa hineingelegt hatte. Sie zogen vor den Schweden ab, nachdem die Gräflichen Räthe ihnen von den Bürgern erborgte 200 Rthlr. bezahlt hatten. Binnen 14 Tagen zehrten nun die Schweden das Städtchen gänzlich aus. Mittlerweile wurde Oberst Sperreuter wieder Würzburg zu beordert, weshalb er nur Neuhaus mit 50 Dragonern besetzt ließ. Die Mergentheimer Besatzung erfuhr dies und zwang unter dem Lieutenant Haller von Hallerstein jene zur Übergabe. Aber die Schweden kamen wieder, Haller kapitulirte am 1. Dezember und Sperreuter erhielt Schloß und Amt Neuhaus als königliches Lehen, welches ihm jährlich 11.169 Gulden, 1198 Malter Früchte und 20 Fuder Wein eintrug. Am 10. Dezember erschien Feldmarschall Horn selbst mit 8000 Mann vor Mergentheim, worin mehrere Hundert Kaiserliche als Besatzung lagen, und forderte von der Stadt die Übergabe. Auf die Weigerung wurde, noch ehe das schwere Geschütz ankam, das Kapuzinerkloster in Brand gesteckt und der Kirchhof,


  1. Das Folgende nach von Martens, Gesch. d. krieg. Ereign. in Württ. S. 309 ff. und Fischer a. a. O. 60 f.
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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0291.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)