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den mehrfach angeführten größeren Gütern und auch in einigen Gemeinden wird großer Werth auf gute Zuchtthiere, hauptsächlich Farren, gelegt, und werden Opfer die sich in kurzer Zeit bezahlen gebracht; allein in vielen Gemeinden ist die Farrenhaltung an den Wenigstnehmenden vergeben und in den Gemeinden Oberrimbach, Schmerbach, Freudenbach und Frauenthal wird dieselbe durch den Gemeindehirten besorgt. Früher wurde jährlich durch eine Kommission Farrenschau vorgenommen, gegenwärtig besorgen solche auf Beschluß der Amtsversammlung zwei Thierärzte. Von gefährlichen verheerenden Krankheiten wie z. B. Milzbrand oder Lungenseuche ist der Bezirk seit Jahren vollständig verschont; dagegen kehrt die Maul- und Klauenseuche von Zeit zu Zeit wieder ein. Sporadisch kommt übrigens eine milzbrandartige Krankheit: fliegender Brand, Schenkelbrand, Antoniusfeuer, rauschender Brand genannt, vor und endigt regelmäßig mit dem Tod der Thiere. 1

Schafzucht. Es existirt keine Gemeinde im Bezirk, in welcher nicht Schafe gehalten würden; größtentheils sind die Schäfereien verpachtet. Am 10. Januar 1873 wurden 18.894 Schafe im Bezirk gezählt, und zwar 2 spanische, 250 englische, 12.356 Bastard- und 6286 Landschafe. Auf 100 Einwohner kommen sonach 65,15 Schafe, während das Landesmittel 31,74 auf 100 Einwohner beträgt. Die im Bezirke gehaltenen Schafe gehören größtentheils den besseren Bastardarten an; dieselben sind von ziemlich starkem Körpergewicht, schnellwüchsig und haben ein dichtbesetztes langwolliges Vlies; die Wolle gehört durchschnittlich zur Sekunda. Die Art der Schafhaltung ist dreierlei. Bei der Zuchtschäferei werden die Lämmer entweder als solche verkauft oder von den Züchtern noch einmal überwintert und als Jährlinge in den Handel gebracht; diese Art Schafe zu halten findet auf den größeren mehrfach genannten Gütern, sowie in großen Gemeinden statt; die zweite Art des Schafhaltens ist die, daß kleinere Schäfer oder Schafberechtigte Lämmer aufkaufen und einmal überwintern und dann kurz vor der Ernte oder in der Ernte als Jährlinge verkaufen, und die dritte Art, daß Schäfer oder Gutsbesitzer Jährlinge aufkaufen, regelmäßig einmal wintern, abscheren und dann mästen. Winter- oder Stallmast kommt seltener vor. Die Schafe werden beinahe ausschließlich auf den Schafmärkten zu Mergentheim verkauft. Diese Märkte wurden im Jahre 1864 gegründet, und von welcher Wichtigkeit solche für unsern Bezirk und die angrenzenden Bezirke

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)