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liefern bunte Waare. Kleinere Landwirthe halten meistens Kühe, fuhrwerken mit diesen und ziehen die Kälber auf, verkaufen solche als Jährlinge oder auch älter an Händler und Metzger; mittlere Landwirthe gewöhnen neben den Kühen auch Stiere ein und verkaufen solche als dreijährig wieder. Größere Landwirthe haben neben Kühen und Jungvieh auch noch Ochsen und versehen abwechselnd mit letzteren und den Pferden den Ackerbau und das Fuhrwerk.

Käsereien bestehen im ganzen Bezirke nicht; dagegen wird auf einigen größern Gütern wie Neuhaus und Üttingshof die Milch nach Mergentheim verkauft, und von Sailtheim in die großherzoglich badische Taubstummenanstalt nach Gerlachsheim geliefert. Auch von Edelfingen und Löffelstelzen wird viele Milch nach Mergentheim gebracht. In den übrigen Orten wird die Milch größtentheils verbuttert und von der sauren Milch (abgerahmte Milch) sog. Bauernkäs, wovon einer 4–5 Pfd. wiegt, gemacht. Butter und Käse werden vorzugsweise von herumreisenden Händlern aufgekauft und entweder nach Heidelberg und Mannheim versendet, oder von den Händlern direkt nach Würzburg zu Markt gebracht.

Viehmärkte wollen im Bezirk nicht recht prosperiren. Es bestehen zwar solche in Mergentheim, Weikersheim und Creglingen; allein nur erstere sind von einiger Bedeutung, die übrigen sind kaum nennenswerth. Es ist dieses auch leicht erklärlich, denn die sog. Magdeburger Ochsen werden von besonderen Händlern aufgekauft; die Ansbacher und sonstigen Mastochsen werden auf den benachbarten Märkten Rothenburg und Niederstetten abgesetzt oder von Metzgern und Händlern in den Stallungen aufgekauft und die wenigen zum Verkaufe kommenden Kühe, die Rinder und fettes Jungvieh werden gleichfalls von im Bezirke wohnenden Metzgern und Händlern aus der Mannheimer Gegend in den Stallungen aufgesucht. Besonders viel Mastvieh wird auf dem Gute Üttingshof, Besitzer Eugen Schmidt, umgesetzt. Beinahe sämmtliche Treber aus den Mergentheimer Bierbrauereien werden von demselben aufgekauft und damit jährlich durchschnittlich 120–130 Stück Ochsen, Kühe und Rinder gemästet. Die Rindviehzucht bringt ziemlich viel Geld in den Bezirk; allein lange nicht so viel, als solche bringen könnte, wenn die hohe Wichtigkeit derselben allgemein erkannt würde. Es hat sich in neuerer Zeit vieles gebessert; dagegen ist bezüglich der Farrenhaltung noch viel zu wünschen. Auf

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0223.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)