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Ein ganz ähnliches Bild findet sich im Dorfe Zell bei Würzburg, wo es der Besitzer, Büttner Hermann, von seiner Tante, einer Nonne des Prämonstratenser Klosters Unterzell, welches mit Schäftersheim der Jurisdiktion des Abts in Oberzell unterworfen war, geerbt hatte.

Dieses Bild ist durch folgende Verse erklärt:

„Da man zehlt nach Xti geburt 1299 Jahr,
Zu Röttingen in der oster nacht gros Wunder g’schehe war:
der Kirchner die h. hostien dem Juden verkauffet hat,
der solche hernach mit nadtlen grausam durchstechen that.
Sihe da rinn es unter so verbitterter Wuth
Häuffig heraus das rosenfarb allerkostbarste Bluth.
Der Jud erschreckt warf selbe in die Tauber hinein,
Von der sie den Fluß färbet bis zum Kloster Schäfftersheim.
Als die Premonstratenser Nonnen den grosen gott ersahen,
Mit tieffester Ehrforcht am Flus zu ihm nahen
Kniefällig am ufer ihr Skpulier aufbreiten,
Worin die h. Hostien flosse zu ihren grösten Freuden
Worauf 2 lichter erschienen auf deß Juden haus
den die Wechter sogleich führten gefangen herauß.
Nach eingestandener that wurde zu recht erkennt,
Das Kirchner und Jud lebendig wurden verbrennd.

Auch die anderen Juden Röttingens sollen im sogenannten „Judenweg“ außer dem Städtchen am linken Tauberufer verbrannt worden sein. In Schäftersheim heißt eine mit Weiden bepflanzte Stelle an der Tauber „die heiligen Weiden“, hier sollen die Nonnen die h. Hostie aus dem Wasser aufgefangen haben. (M. Wieland, Gesch. von Röttingen, S. 9–11.)


21. Die Gründung der Herrgottskirche bei Creglingen.

Es war im Jahre 1384 am Abend des h. Märtyrers Laurentii, da wurde an der Stelle, da jetzt die Herrgottskirche steht, das hochwürdige Sakrament, der Leichnam Christi unseres Herrn, aufgefunden. Ein Ackersmann hatte das Heiligthum aus dem Boden geackert, allwo es mehrere Jahre tief verscharrt gelegen und ganz unversehrt geblieben war.

Gerade ritt Herr Kunrad von Brauneck des Wegs, er wollte seinen Vetter Götz von Hohenlohe auf Burg Lichtel heimsuchen. Da erzählte ihm der Bauer von der wunderbaren Geschichte und zeigte ihm den so aus der Erde geackerten Fronleichnam.

Herr Kunrad erkannte darin alsbald ein ihm von Gott gegebenes Zeichen, daß er allda dem Herrn zu Ehren eine Kapelle erbauen sollte. Was er denn auch in Gemeinschaft mit seinem Bruder Gottfried ausführte.

Von den zwei untersten Altären ist der sogenannte „unterst Altar“ „der Ehre des hochwürdigen Sakraments des Fronleichnams Christi unsers lieben Herrn“ geweiht. (Sch. II, 124. 130.)

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)