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Die Mühle gehörte früher zu Gaxhardt, war somit mönchsrothisch, öttingen-öttingisch, spielbergisch (s. u. S. 734).

Birkenzell, Weiler, sehr freundlich, 2 km südwestlich von St. hochgelegen; mit einer Kirche zu „unserer lieben Frauen,“ mit altem Ostthurm, dessen unteres den Chor bildendes Geschoß von starkem Rippenkreuzgewölbe überspannt wird. Im Schiff hübsche kräftig-geschnitzte Kirchenstühle und an der Decke Mariä Himmelfahrt, beides aus dem vorigen Jahrhundert; auf dem Hochaltar auffallend schöne gothische Pieta. Die 2 Glocken haben die Inschriften:

1. Gegossen von Richard Geissendörfer in Nördlingen 1864. Stiftungsrath: Pfarrer Beck, Schultheiß Hauber, Stiftungspfleger Reihsmiller, Ebert, König, Rief. Ave Maria.

2. A fulgure et tempestate libera nos domine Jesu Xriste. anno 1765. Joseph Arnold, Niclas Arnold.

Birkenzell wird erstmals 1339, sodann aus Anlaß von dinkelsbühlischem Besitz erwähnt, so als ums J. 1387 Siefried Berlin von Dinkelsbühl mit seiner Hausfrau und seinem Sohn Ulrich Gülten aus einem hiesigen Hof zum Benefizium der St. Leonhardskapelle in Dinkelsbühl stiftete (Steichele a. a. O. 3, 295) und als im J. 1494 die Pfleger von Ursula, Tochter des Thoman Döner, Ursula Tochter des Marx Berlin und der Judith Döner, sowie Hieronymus Döner zu Dinkelsbühl ihre Ehehaft und Gerechtigkeit dahier sammt dem Hirtenstab, wie das Thoman Döner sel. genossen, um 20 fl. rh. an das Spital zu Dinkelsbühl verkauften. Doch dürfte auch die Propstei Ellwangen schon frühe Besitz dahier erworben haben.

Denn gegen Ende des 15. Jahrhunderts kam es wegen der Benützung eines Steinbruches zwischen der Gemeinde Birkenzell bzw. der sie vertretenden Propstei und der Stadt Dinkelsbühl zu einem lebhaften Streite, in Folge dessen die erstere „mit gewaltsamer Macht ihrer ganzen Landschaft“ sich ins Mittel legte. Den 12. Sept. 1494 wurde ein Vergleich geschlossen, demgemäß Dinkelsbühl die Benützung des Steinbruchs noch 20 Jahre zustehen sollte, wogegen die Birkenzeller ihm auch jetzt schon die Steine zum Bau ihrer Kapelle sollten entnehmen dürfen und nach der genannten Zeit ihnen der Steinbruch ganz heimfallen sollte. Zum Dank für die Unterstützung verwandelten mehrere Birkenzeller ihre Güter in Erbgüter der Propstei. Doch gab es bald wieder Streitigkeiten. Der Propst beanspruchte den Kirchweihschutz der hiesigen sowie der Breitenbacher Kapelle und wollte den dinkelsbühlischen Unterthanen daher das Weinschenken nicht gestatten, seine Amtleute schlugen einem Faß den Boden aus, ließen den Wein laufen, verwundeten Dinkelsbühler Unterthanen und nahmen sie gefangen. Allein durch ein Urtheil des

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 726. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_726.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)