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und kommen schon im ältesten Kirchenbuch (von 1574 beginnend) vor, wenn auch einige unter anderen Namen, so Rauenburg für Schüsselhof (letzterer Name zuerst 1629, jetzt noch besteht der Flurname Rauenburg), Stöckers Sägmühle neben dem Namen Schimmelmühle (auch hier noch Flurname Stöcker), Steinbusch oder Steinenbusch für Mehlhof (letzterer Name seit 1700), Hällische Sägmühle, Walzensägmühle oder Hörlings-, Hörlensmühle ziemlich gleichzeitig (1589) gebraucht, jetzt Herlingsmühle. Auch der Name Rutschhäuslen für Spitzenhöfle, Spitzensägmühle ist alt (beide Namen gleichzeitig 1583). Neuhaus bei Hummelsweiler jetzt Farbhäusle. Wie in kirchlicher, so auch in politischer Beziehung standen genannte Parzellen seit alter Zeit mit den nördlich und nordwestlich gelegenen Landestheilen in Verbindung; Hummelsweiler war vellbergisch, damit später der Stadt Hall gehörig, welche hier auch die Landeshoheit hatte, nicht wie in Honhardt zugleich mit Ansbach, ebenso Rutschhäusle, Neuhaus. Zum hallischen Pflegamt Honhardt gehörten und standen unter gemeinsam hall-ansbachscher Landeshoheit: Schimmelhof, Betzenhof, Mehlhof, Scheubenhof, Schüsselhof. Unter Ansbach und Ellwangen gemeinsam standen Hochthänn, Lindenhof; ansbachisch war Zollhof.

Entsprechend dieser Zugehörigkeit zu fränkischen Landestheilen tragen auch jetzt noch die Evangelischen obiger Parzellen ein entschieden fränkisches Gepräge an sich, wenn gleich die Berührung und Vermischung mit Schwaben unverkennbar ist. Aber fränkisch ist

1. die Mundart, was der Eintritt in die Schule Hummelsweiler jedem Besucher deutlich zeigt. Es wird zwar nicht scharf is für ist gesprochen, sondern isch, aber nie schwäb. ischt; die Diphtongen eu und ei werden immer offen ai gesprochen; lang a wie ô: Vater = vôder, frâle = Großmutter; hêrle = Großvater, saldôt = Soldat, Kalrôbe = Kohlraben, strâb = Streu. Die Diminutivformen lauten im Plural ächt fränkisch – lich: Blümlich, Madlich, „In Harles gehen“ für Lichtkarz; zôchě für Docht, Golllichs für Talglicht. Die fränkische Vermengung von Dativ in Akkusativ macht in der Schule dieselbe Schwierigkeit, wie anderswo im Frankenland. Auch die fränkische Satzbildung: des wenn i gwusst hättgeld wenn i hätt ist durchaus gebräuchlich.

2. Die Tracht, soweit sie noch eine besondere ist, ist die fränkische Bandhaube und Florhaube beim weiblichen Geschlecht;

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 702. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_702.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)