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Nur ein kleiner Theil, und vor allem die Juden, können wohlhabend genannt werden. Die Gewerbethätigkeit ist im allgemeinen gering und würde, ohne daß die Leute nebenbei Landwirthschaft treiben, für den Lebensunterhalt nicht ausreichen. Die Stadt hat durch die Eisenbahn sehr verloren. Der größte Theil der Einwohner hat nicht über 4–7 Morgen Feld, dagegen betreiben die Einwohner der Parzellen ausschließlich Landwirthschaft; sie besitzen von 20–60, einzelne Bauern 100 bis 300 Morgen.

Es bestehen 2 kleine Ziegeleien, 5 Mahlmühlen, 2 Sägmühlen, 3 Bierbrauereien. Die 4 Jahrmärkte sind unbedeutend. Eine früher dem Deutschorden gehörige Mühle ist ein großes alterthümliches Haus mit schönem Schnörkelgiebel mit breiten Schnecken; über dem Eingang die Jahreszahl 1732. Die Fuchsmühle liegt, rings von waldigen Bergen umgeben, an den Quellen des Rohrbachs, 1 km südlich, die Banzenmühle 1 km westlich der Stadt.

Die Gemeinde Lauchheim besitzt 700 Mrg., die Stiftungspflege 54 Mrg. Aus den Gemeindewaldungen steht den Gemeinderechtsbesitzern die Holznutzung zu, mit 3–4 Rm. und 80 Wellen jährlich; die Eichen werden verkauft zu Gunsten der Gemeinderechtskasse, welche das Defizit der Stadtpflege zu decken und regelmäßig in die Gemeindekasse 215 M. zu bezahlen hat. Privatwaldungen sind 300 Mrg. vorhanden.

Aus den Weiden erlöst die Stadt jährlich 900–1200 M., aus dem Pferch 500 M., aus Güterstücken 600 M. Pacht. Auch die größeren Parzellen haben eigene Weiden.

An Stiftungen bestehen: die kombinirte Stiftungspflege mit 50 Mrg. Wald und 36.000 M. Die Johann Fürst’sche Stiftung, von dem 1856 verstorbenen ledigen Bäcker Joh. Fürst, mit 6000 fl. Stiftungskapital, jetzt 27.500 M., zur Unterhaltung einer Station von barmherzigen Schwestern. Die Armenhauspflege mit 1700 M., die Schulfondspflege mit 1600 M.

Drei Brücken, darunter eine steinerne Brücke, gehen über die Jagst, eine steinerne Brücke besteht ferner am Banzenweiher zum Ablassen der Wildwasser; die Gemeinde unterhält sie sämmtlich.

Alterthümer. Auf dem Gromberg, wo einstens die Stammburg der Herren von Gromberg, der Grundherren von Lauchheim, liegen auf der südwestlichen Ecke des Berges die Trümmer der Burg, die von ziemlichem Umfang war. Es sind noch die Burggräben und das Sockelgemäuer eines Thurmes sichtbar.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 605. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_605.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)