Seite:OberamtEllwangen 478.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Viehseuchen oder andere Unglücksfälle ohne Verschulden verunglückten Unterthanen, bei welcher das zum Wiederankauf von Vieh nothwendige Geld im Wege des Vorschusses erhoben werden konnte (im Jahr 1823–24 unter die Oberämter Ellwangen und Aalen vertheilt), eine Wittwen- und Waisenkassenordnung vom 13. Februar 1794, eine Verordnung vom 7. Oktober 1795 betr. die allgemeine Gütergemeinschaft unter Ehegatten (welche für den Fall, daß nicht vertragsmäßig etwas anderes beliebt werde, galt).

Im Beginn des Jahrs 1583 war der neue Kalender eingeführt. Als Gewicht galt das Nürnberger Gewicht. Das Fruchtmaß auf den propsteilichen Getreidekasten war 1 Malter glatte Frucht = 8 Viertel, 1 Malter rauhe Frucht = 10 Viertel, auf den kapitel’schen Kasten 1 Malter glatte Frucht 9, rauhe 18 Viertel; das Getränkemaß = dem Nürnberger und Haller: 1 Ellwanger Eimer = 40 Maß; 4 Ellwanger Eimer = 1 württemberg. Eimer; 1 Stoß Holz = 6 Klafter, 1 Klafter = 51/2′ weit und hoch, 1 Scheit = 31/2′; 1 Ellwanger Elle = 2′.

Nachdem die Post früher durch Metzgerpferde befördert worden war, wurde im Anfange des 18. Jahrhunderts eine eigentliche thurn- und taxissche, dem Nürnberger Postamt unterstellte Reichspost begründet, welche sich längere Zeit bis ins laufende Jahrhundert herein im Besitz der Familie Purmann befand. Eine Botenanstalt bestand nicht.

Im Strafrecht galt im Allgemeinen die Carolina und fand unter Umständen Aktenversendung an eine Juristenfakultät oder sonstige angesehene Rechtsgelehrte statt. Am Ende des 16. und besonders im Anfang des 17. Jahrhunderts gab es unter der Leitung der Jesuiten auffallend viele Untersuchungen gegen männliche und weibliche Giftmischer und Hexen, während der 2 letzten Jahre des Propsts Johann Christoph von Westerstetten (1603–1613) wurden über 300 hingerichtet (Agricola, Hist. provinc. Societ. Jesu Germ. Sup. 4, 64; Hiller a. a. O. 2, 526–541).

An fürstlichem Prunke und sorgfältiger Etiquette fehlte es der Hofhaltung, namentlich seit Angehörige fürstlicher Häuser die Würde eines Propstes bekleideten, keineswegs. Schon zur Zeit Propst Wolfgangs (um 1584) findet sich folgende tägliche Verköstigung. Sonntag: Morgentafel: Propst, Kanzler, Ammann, Sekretär, Hofmeister, Doctor, 3 Junker, zusammen 9 Personen, 10 Essen: Suppe, Schweinskopf, Rehschlegel, gebratener Vogel, Blut- und Leberwurst, Ochsenfleisch, eingemachtes Schweinewildbret, Bratwurst und Kraut, gebratene Hammelsschlegel, eine 2. Tafel

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_478.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)