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des 1. Jahrhunderts; in den Urkunden bis zum Jahre 979 herab wird das Kloster als zur Ehre des allerheiligsten Erlösers und seiner heiligsten Mutter, bisweilen auch der zwei letztgenannten Heiligen, einmal der Apostelfürsten Petrus und Paulus, geweiht, bezeichnet; des heutigen Hauptpatrons, des h. Veit – Sohnes eines vornehmen heidnischen Sizilianers, eines der 14 sog. Nothhelfer, welcher in einen mit flüssigem Blei, Harz und Pech gefüllten Kessel gebracht und so gemartert worden sein soll – wird erst seit dem Jahre 987, dann aber stets in erster Linie gedacht, während die Namen des Erlösers und der Maria ganz verschwinden. Es ist hieraus (von F. J. Schwarz) in Verbindung damit, daß eine Kirche ihren Titel, beziehungsweise ihren Patron durch den Akt der Consekration erhält und eine einmal consekrirte Kirche nur wenn sie exsekrirt oder namhaft umgebaut oder vergrößert wird, wiederholt geweiht wird, von Vergrößerungen der Kirchen in frühester Zeit aber nicht viel bekannt ist, der Schluß gezogen worden, daß die Kirche etwa zwischen 979 und 987 neu gebaut und jetzt in erster Linie dem h. Veit gewidmet worden sei; doch ist die Thatsache dieses zweiten Baues sonst wenigstens nicht nachweisbar und in einer ganz sicheren Urkunde wird Veit erstmals im J. 1147 erwähnt [1]. Wohl aber wurde die seitherige Kirche mit dem Kloster im J. 1100 ein Raub der Flammen, worauf im J. 1124 – am 3. Oktober, dem Jahrestag der Einweihung der ersten Kirche – die neue, im Wesentlichen noch die heutige Kirche mit ihren Altären durch die Bischöfe Ulrich von Konstanz und Hermann von Augsburg in Vollmacht des Erzbischofs Adelbert von Mainz eingeweiht wurde. Sie besaß damals außerhalb des Chors und der Nebenschiffe 7 Altäre, im Chor und dessen Nebenschiffen wohl schon die späteren 5; im Umlauf der Chorabsis waren die Reliquien verschiedener Heiliger aufbewahrt. Der Beginn des neuen Klosters, wohl die gänzliche Herstellung und Wiederaufnahme des klösterlichen Lebens, erfolgte im Jahr 1146 [2]. 1

Im Ganzen waren es 17 Stiftsheilige, d. h. solche Heilige, von welchen Reliquien schon in den ältesten Klosterzeiten in den Besitz der Kirche gelangt waren, und welche seither als Patrone der Kirche, der Stadt und der ganzen Abtei bezw. Propstei betrachtet


  1. Daß noch Hariolf einen Arm und einen Theil des Kinnbackens des h. Veit hierher gebracht habe, beruht erst auf späteren Quellen.
  2. Über die späteren Klosterbrände s. S. 510 ff.
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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_437.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)