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kirchliche Utensilien der Stiftskirche dahin überführt. Von dem was die Kirche heute noch besitzt, sind zu nennen: einige Spätrenaissance-Metallarbeiten, Kelche, eine zierlich gearbeitete silber-vergoldete Platte, mit größerem Wassergefäß und zwei dazu gehörigen Ampullen, ein silberner gothischer Arm mit Reliquien des hl. Vitus, 3 kleine gothische Reliquiarien, Ostensorien; aus neuester Zeit ein Emailkelch mit Emailmalerei romanischer Form, wohl das bedeutendste, was Württemberg in dieser Gattung an neueren Arbeiten besitzt; in der heute als eigentliche Sakristei benützten Abteilung des Erdgeschosses befinden sich die schönen gothischen Holzstatuen des Hariolf und Erlolf; dieser trägt das Kloster-, jener das Kirchenmodell. (Ähnliche steinerne Figuren im Garten der südlichen Schloßbastion.) Die nebenliegende hübsch stuckirte Stiftsherrnsakristei hat ein gutes Mobiliar im Spätrenaissancegeschmack, Beichtstuhl, Waschbeckenstuhl und besonders einen sehr langen Kelch- und Linnenschrank mit den trefflichen in Buchs geschnittenen Wappen der damaligen Stiftsherrn, bis 1699. Endlich ist zu nennen ein Elfenbeinkrucifix mit den Wappen der Eltern des Propstes Blarer von Wartensee, Diethelm, † 3. Februar 1629, und Sidonie, geb. v. Hausen, † 22. Jan. 1601, Schwester des Propstes W. v. Hausen. In der oberen, als Paramentenkammer benützten Sakristei sieht man schön den Rundbogenfries der Kirche. Aus derselben Zeit (um 1700) stammt die nicht störende steinerne Vorhalle am nördlichen Nebenchor.


Das ehemalige Benediktinerkloster, nördlich der Kirche. Im Jahr 1443 wurde das Kloster eingeäschert und im Jahr 1460 das Kloster Ellwangen umgewandelt in ein Kollegiatstift. Statt eigentlicher Klostergebäude entstanden nun solche Bauten, die für die Berathungen des Stiftkapitels, für die Vermögensverwaltung und das Archiv nöthig waren. Laut der päpstlichen Bulle Pius II. vom 19. Febr. 1460 lag damals noch Alles in Trümmern, und es scheint, daß erst unter Propst Albert I. (1460–1502) die Kapitelbauten erstellt wurden. Dazu gehört der in gothischem Stil wiedererbaute, aber nur nach und nach eingewölbte Kreuzgang; dazu die von seinem Westflügel ostwärts hinaustretende sehr geräumige Kapelle zu unserer lieben Frau, die nach zwei Inschriften 1473 gegründet wurde. Am nördlichen Strebepfeiler steht: 1473. In crastino sancti Johannis baptiste lapis fundamentalis primus hic subtus est positus; am südlichen Strebepfeiler: 1473 am fritag nach

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_386.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)