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Thurmes schwebt 50,30 m über der Erdfläche am südlichen Querschiffgiebel (s. o. S. 23).

Im Jahr 1588 wurde der Südgiebel des südlichen Querschiffarmes neugebaut. Der Giebel zeigt oben eine Altane, darunter die Jahreszahl 1588 und in gedrückter Dreiblattnische ein großes schönes Flachrelief: das letzte Gericht, noch mit gothischen Anklängen. Neben stehen auf Konsolen in Muschelnischen die Steinfiguren des Hariolf und Erlolf, unten an den Konsolen die Lilienschilde, zur Seite je das Wappen des Fürstpropstes Wolfgang von Hausen.

Erschöpfende Aufnahmen, besonders auch der Einzelheiten des herrlichen Bauwerks, finden sich in dem oben angeführten Werk von Fr. J. Schwarz.

Die Verzopfung des Innern der Kirche. Schon Propst Joh. Rud. von Rechberg (1654–60) muß damit begonnen haben und sein Nachfolger Johann Christoph III. von Freyberg (1660–1674) setzte es fort, beider Wappen sieht man im Chor. Die Hauptarbeit aber geschah unter Fürstpropst Franz Georg von Schönborn, welcher am 11. Januar 1737 die Ausführung beschloß. Am 13. Sept. wurden die Italiener Richard Retti und Emanuel Piquini berufen, welche die Restauration einschließlich der Statuen der Apostel, Evangelisten und Kirchenlehrer übernahmen, und denen am 18. April 1738 auch die Ausführung des damaligen, 1802 abgebrochenen Kreuzaltars, der jetzt ebenfalls entfernten Nebenaltäre, der Kanzel und des Orgelchors um 4500 Gulden übertragen wurde. Die Gesammtkosten einschließlich der Statuen betrugen 14.460 Gulden (Busl, S. 33).

Im Todtenbuch der Stiftspfarrei Ellwangen steht folgender Eintrag: 12. May 1741 sepelivi Nobilem et artificiosum Dom. Donatum Richardum Retti, 54 annorum, Italum, ex Mediolanensi territorio . . qui renovationis Ecclesiae principalis director fuit ac tertio anno hic Elvaci habitavit in tribus domibus. Sepelivi in Ecclesia St. Wolfgangi (vergl. Schwarz, S. 47). Demnach war Retti bis zum Mai 1741 Direktor, also der allein verantwortliche Meister des Werkes. Am meisten litten bei der Verzopfung die Pfeiler und Eckdienste mit ihren Kapitälen, die Kreuzgewölbegurten an ihren Schlußsteinen, die Triforienfenster und Blenden. Die Glieder wurden öfters theils zerstört, theils angehauen, um den untermauerten Backsteinen Platz zu machen, alle Quaderflächen rauhgespitzt,

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_378.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)