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vom Querschiff durchschnitten, läuft je ein Seitenschiff, aus je acht, auch durch Rundbogen geschiedenen rechteckigen Gewölbejochen bestehend. Chor und Seitenschiffe, sowie die Ostwände des Querhauses, schließen mit Absiden, somit hat die Kirche die bei uns ungewöhnlich hohe Zahl von fünf Absiden. Die in der Breite des Mittelschiffes an dessen Westseite in Form eines gleicharmigen Kreuzes ohne Ostarm angelegte, so merkwürdige Vorhalle (s. u.) wird von vier Gewölbejochen überspannt.

Schon im Hereintreten von der Vorhalle durch das Hauptportal hat man den großartigen Anblick des ganzen durchaus gewölbten Raumes, der in dem hochaufgestaffelten, mit großer Halbrundnische geschlossenen Chor schönsten Abschluß findet. Das Enge und Niedrige der Vorhalle läßt zudem die an sich schon bedeutenden Abmessungen der Kirche noch breiter und höher erscheinen.

Der Schönheit und Gediegenheit des Entwurfs entsprechen Klarheit und Einfachheit der Maßverhältnisse. Das Verhältnis 1:2 herrscht innen zwischen Hauptschiff und Seitenschiffen; die lichte Weite des Mittelschiffes beträgt fast genau das Doppelte der lichten Weite der Abseiten. Ferner ruhen die 7 das Hochwerk, d. h. Mittelschiff und Querschiff, bedeckenden Kreuzgewölbe über 7 Quadraten, während die innere Länge der Kirche der Länge von 6, und die äußere Länge mit der Vorhalle der von 7 Quadraten gleichkommt. Die einst offene Vorhalle hat genau die äußere Breite des Mittelschiffes.

Ohne Zweifel ist die Kirche im römischen Fuß gebaut. Dieser ist mit großer Sicherheit anzusetzen auf 0,29574 m, und es beträgt nach den genauen Messungen des Bauinspektors E. Mayer in Ellwangen die äußere Gesammtlänge der Kirche 74,59 m. Nun sind aber 7 × 36 römische Fuß = 74,53 m, es zeigt sich also ein verschwindender Unterschied. Ferner ist die Weite der Vierung 36 römische Fuß, es ist demnach die Gesammtlänge der Kirche das Siebenfache der Vierungsweite. Legt man ein Netz von römischen Fußen über den Grundriß der Kirche, so ergeben sich auffallend einfache Zahlen. So ist z. B. die Entfernung der Außenseite der Vorhalle bis zum Beginn des Triumphbogens 150 römische Fuß, Länge der Kirche im Licht 6 × 36 = 216 römische Fuß; lichte Länge des Langhauses bis an den Triumphbogen 118 römische Fuß, lichte Länge des Querschiffes ebenfalls 118 römische Fuß, lichte Breite des Langhauses 82 römische Fuß; nimmt man hiezu auf jeder Seite 4 römische Fuß Mauerdicke, so erhält man 90 römische Fuß. Die Weite

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_371.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)