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Tannenschöpfen, beherrscht von dem großartigen Viereck des fürstpröpstlichen Schlosses und der zierlich geformten zweithürmigen, hell im Sonnenschein über die grünen Thallehnen schimmernden Kirche auf dem Schönenberg. Eine besondere Schönheit verleiht der Gegend der Wuchs herrlicher Linden, Eichen und Nußbäume. Vor allem die Lindenbäume, sie ziehen sich um ein Drittheil der Stadt auf der ganzen Südostseite in hochschattigem Wandelgang, dem schönen Graben, auf dem ehemaligen Wall dahin, aber auch hinauf zum Schloß und bis zur Schönenberg-Kirche. Oft sind es zwei- bis dreihundertjährige Bäume, deren volle Wipfel in der Blüthe balsamischen Duft über das ganze Thal ergießen. Am Aufgang zum Schloß sind sie gemischt mit prachtvollen Nuß- und Kastanienbäumen, die ihre weichen Schatten aus tiefdunklem Gewölbe über den Weg breiten, und oben, neben dem Schloß, auf dem ebenen Plan, stehen nun jene ganz herrlichen Lindenbäume, einen der schönsten Spiel- und Vergnügungsplätze beschirmend. Auf einer Seite, nach Westen, die düsteren Mauern des Schlosses, sonst lichte Ausblicke in die Ferne. Die Stadt selbst macht noch den Eindruck einer Abtsresidenz, die meist geistlichen Zwecken dienenden oder gedient habenden Gebäude überwiegen, vier große Kirchen ragen allein aus dem Thal mit ihren Thürmen empor, dazu die breiten Dächer der früheren Seminar- und anderer klösterlichen oder klosterwirtschaftlichen Gebäude.

Wie schon gesagt, um die Stiftskirche reihen sich die großen geistlichen Gebäude, jetzt hauptsächlich weltlichen Beamtungen dienend, meist dem 18. oder 17. Jahrhundert entstammend; dann stehen etwas niedriger an breiten wohlgepflasterten Straßen die Bürgerhäuser, oft mit den Giebeln gegen die Straße. Winkelig und mit kleinen Häusern ist nur der Theil zwischen der breiten „langen Straße“ und der Jagst.

Die Vorstädte haben wieder stattliche und gar hübsche Häuser, belebt mit Veranden und in wohlgepflegten Gärten liegend.

Drei Hauptstraßen beherrschen die Stadt: die vom Domplatz ostwärts gegen Röhlingen führende, vor dem jetzt (1882) abgebrochenen Schloßthor noch lang von Häusern begleitete Oberamtsstraße, früher die Herrengasse genannt, die außerhalb um die alte Domfreiheit im Bogen umhergehende Spitalstraße, und die von dieser südlich nach St. Wolfgang hinausführende Langestraße.

Ein Blick auf den Stadtplan zeigt heute noch ganz deutlich die Größe und Form der alten Klosteranlage, an die sich

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_368.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)