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sei aber eine starke Burg gestanden, auf welcher die Herren von Dinkelsbühl hauseten. Noch zeigt man die Spuren des alten Stadtgrabens und die Umgegend heißt „am Tygerthor“. (Bavaria III.)

Demnach liegen im römischen Theil des Oberamts, der nicht ganz zwei Drittel des ganzen Bezirks, also etwa 6 Quadratmeilen, einnimmt, etwa 50 römische Verschanzungen, und hievon vor dem Limes etwa 12, an der Linie, die Thürme und abgetragenen Burstel auch gerechnet, 14, hinter der Linie 25.

Bezüglich der Funde in diesen Befestigungen heißt es in den W. Jahrb. Jahrg. 1823, erstes Heft S. 40: Die Münzen die wir besitzen, erhalten wir zwar meist von Buch, allein nicht nur bei Buch, sondern auch bei allen übrigen genannten römischen Lagern und Kastellen. Obgleich wir nur kurze Zeit sammeln, so besitzen wir doch schon mehr als 40 römische Münzen, von denen allen wir den Fundort angeben können. Wir nennen von ihnen nur einen Domitianus, Nerva, Hadrianus, Antoninus, Commodus, Severus, Probus, Constantinus, Constans, Crispus, Magnentius, Valentinian, Julia, Faustina.

Außer dem Kastell bei Buch sind alle diese festen Lager und Burstel reine Erdwerke. Nachgrabungen im Jahr 1885 an vielen derselben, wie auch an einigen des Oberamts Aalen, hatten immer dasselbe Ergebnis. Es zeigte sich nirgends eine Spur einer Mauer oder die Spur mittelalterlichen Schuttes, sondern nur spärliche Scherbenreste, meist vom römischen Kochgeschirr. Hiervon sind natürlich ausgenommen die wenigen, auf denen später Burgen standen, wie Schwabsberg, Rinderburg, Röthlen, Rotenbach. Diese sind mit mittelalterlichem Schutt ganz bedeckt, haben aber ganz dieselben Formen wie die mauerlosen Werke und sind deshalb gleichfalls als römisch anzusprechen. Daß die mauerlosen Burstel u. s. w. römisch sind, dafür spricht außer den Scherbenfunden ihre nach mittelalterlichen Begriffen viel zu wenig geschützte Lage, die Schmalheit ihrer Gräben und, wie eben bemerkt, das gänzliche Fehlen von Mauerwerk, Ziegel, Mörtel- und Steinbrockenschutt, was jede noch so geringe mittelalterliche Anlage hinterläßt. Für altgermanische Anlagen sind sie viel zu klein und elegant gebaut, an neuere Befestigungen ist vollends gar nicht zu denken; zudem liegen viele dieser Werke hart an der Teufelsmauer. Die vor der Linie müssen als feste Haltpunkte für die Feldwachen (Vorpostendienst) betrachtet werden, die hinter der Linie hatten theils ähnlichen Zweck, theils, da sie oft eng bei einander liegen, den Zweck der Sperrung, der Vertheidigung

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_347.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)