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Fuß hoher Erdhügel, mit einem oberen Durchmesser von 35 Schritt, rings von einem Graben mit Ringwall umgeben; vorne an der Thalseite gegen den Limes einst in Seen, jetzt in Sumpf stehend; gegen rückwärts, an der Seite gegen die Ackerfeldhöhe, schließt sich, etwas niedriger als der Hügel, ein quadratisches festes Lager, umgeben mit Wall und Graben von ca. 60 Schritt Seitenlänge. Der vordere Hügel ist fast von unten an künstlich aufgeschüttet. – Ganz wie dieser Hügel nun, nur bald größer, bald kleiner, sind alle diese römischen Burgställe, „Burstel“ oder „Buschel“, wie die Bauern sagen, gebaut, halb Wachhügel halb Kastell; sie sind nicht kreisrund, wie unsere riesigen Grabhügel, sondern quadratisch mit weithin abgerundeten Ecken, so daß sie, oberflächlich betrachtet, rund erscheinen, die Quadratform kommt aber bei genauer Messung stets zu Tage. Fast immer waren sie auf mehreren Seiten durch natürliche oder künstliche Seen oder Sümpfe gedeckt. Einer der großartigsten Burstel war der jetzt abgetragene beim Freihof; er hatte 800 Fuß im Umfang und erhob sich auf einer der höchsten bis zu 550 m hinansteigenden Stelle der Teufelsmauer. Im Mittelalter wurden mitunter auf diese Burgställe kleinere Burgen gebaut, ähnlich wie auf die kolossalsten unserer Grabhügel. 1

Zu den Verschanzungen vor dem Limes gehört zuerst die an der von Pfahlbronn ausgehenden Hochstraße; sie zeigt in ihrem Rücken südöstlich von Alfdorf Reste eines Burstels, bei Pfersbach ein kleineres quadratisches Lager von 50–60 Schritt Seitenlänge. Das Lindacher Schloß mag auch auf römischer Anlage ruhen. Die Schanzen nördlich des oberen Leinthals, das selbst wieder eine treffliche Vertheidigungslinie bildete, sind längst schon in der archäologischen Karte von Württemberg verzeichnet, bis jetzt unbekannt aber blieben die zwischen der unteren Lein und dem Kocher. Westlich von Schechingen, an der jähen, südwärts ziehenden Schlucht des Federbaches liegt der „Judenkirchhof“ im gräfl. Adelmannschen Walde. Das ist ein römisches Erdwerk in bester Form, noch wohl erhalten und unberührt von dem Strom der Zeiten, auch niemals vom Mittelalter benützt. Die 350 Fuß im Durchmesser haltende Hauptverschanzung ist ein zweimal mit Wall und Graben umgebenes Lager, mit 4 weithin abgerundeten Ecken und mit vortrefflicher Benützung des tiefen Abhangs der Waldschluchten. In dem nach Norden gelegenen vorderen Graben fließt eine Quelle, und es wurde deshalb auf dieser Seite eine besondere dreieckige Vorschanze angelegt. Innen

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_331.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)