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Eine Zierde der Ellwanger Landwirthschaft sind ihre zahlreichen und in noch weiterer Vermehrung begriffenen gutgepflegten Wiesen. Indem der Ellwanger Bauer bezüglich der Düngung und Fütterung in der Hauptsache an die alten Düng- und Futtermittel sich hält, bewegen sich die Erträge seines Bodens im besten Fall in mittlerem Rahmen, und hohe und höchste Erträge sind noch nicht erreicht. Die zurückgegangene Pferdezucht hebt sich unter dem günstigen Einfluß besseren Zuchtmaterials. In entschiedenem Aufschwung ist die Rindviehzucht begriffen, die durch Einführung von sog. Simmenthaler Blut (Berner Schecken) in die einheimischen Viehstämme bessere Körperformen und schwereres Gewicht, durch bessere Fütterung auch bessere Gewächsigkeit erzielt hat, wenn auch von konzentrirten Futtermitteln für die Viehzucht noch fast eben so wenig Gebrauch gemacht wird, wie von konzentrirten Düngemitteln für den Feldbau. Auch die Schafzucht ist im Fortschritt begriffen, indem dieselbe innerhalb des erprobten württembergischen Bastardstammes den schwereren dichtbewollten, mastungsfähigen, zum Export nach Frankreich vorzüglich geeigneten Rauhbastard anstrebt. Die Schweinezucht in passenden Kreuzungen mit englischem und halbenglischem Blut dehnt sich aus und die Ausfuhr in benachbarte Bezirke wird demnächst die bisher weit überwiegende Einfuhr decken. Die Bienenzucht wird sicher wieder auf ihre frühere Höhe sich heben, dagegen wird die Geflügelzucht ohne Zweifel zurückgehen, wenn das einheimische Getreide wieder konkurrenzfähiger werden wird. Der Weinbau, der in früheren Zeiten im mildesten Theil des Bezirks, an den geschütztesten südlichen Halden des Bühlerthals, hart an der Grenze des Gaildorfer Bezirks, bestand, wird nicht wieder versucht werden, dagegen steht dem Obstbau eine Zukunft bevor, falls derselbe in den richtigen Sorten auf die geeigneten höheren Lagen beschränkt und besser als bisher gepflegt wird.


d) Jagd und Fischerei[1].

Die Verhältnisse des hiesigen Bezirks sind im Allgemeinen als für die Jagd ungünstig zu bezeichnen. Neben dem rauhen Klima beeinträchtigt schon der im Bezirk stark vertretene arme Sandboden das Gedeihen des Wildes, und die hier weit vorherrschenden


  1. Von Forstrath Probst, Forstmeister in Ellwangen.
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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)