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im ganzen Lande in den Erläuterungen zu dieser Viehzählung in den Württembergischen Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde Jahrgang 1883 Seite 374 mit Recht gesagt ist: „Die Abnahme der Rinderzahl muß wohl zunächst einer bedeutenden Erhöhung des durchschnittlichen Lebendgewichts der Thiere, theilweise aber auch dem Umstande zugeschrieben werden, daß manche Viehhalter mit der Zeit zu der Einsicht gelangt sind, daß es rationeller und nutzbringender ist, weniger Vieh gut, als viel Vieh kümmerlich zu halten. Thatsächlich wird unser Rindviehschlag durch die fortgesetzte Kreuzung mit Simmenthaler Farren immer schwerer, und die natürliche Folge ist, daß von den größeren schwereren Thieren nicht mehr die frühere Stückzahl ... gehalten werden kann.“ In der That ist in dieser Beziehung ein entschiedner Fortschritt zu verzeichnen auch vom Ellwanger Bezirk, wo der Bauer nach uraltem Gebrauch zum Theil heute noch nach der Zahl der von ihm gehaltenen Stücke Vieh taxirt und dadurch veranlaßt wird, oft mehr Vieh zu halten, als er nach dem ihm zu Gebot stehenden Futter halten sollte. Daß aber neuerdings sehr viel besser, wenn auch vielfach noch nicht genügend gefüttert wird, zeigen die Ellwanger Viehmärkte. Zwar hat die Fütterung des Biertrebers, der früher durchaus von den Bräuern selbst verfüttert wurde, seitdem er käuflich ist (ungefähr 25 Jahre), auch bei dem Ellwanger Bauer in der Nähe der Brauereien Eingang gefunden, dagegen werden andere überall und in jedem Quantum käufliche konzentrierte Futtermittel noch wenig zugekauft, auch Getreide nur ausnahmsweise gefüttert. 1

Um die Zahlen der 1883er und 1873er Viehzählung im Einzelnen zu vergleichen, so dürfte der 1883er Zuwachs an Kälbern auf das vorausgegangene reiche Futterjahr, der Zuwachs an älteren und jüngeren Zuchtstieren auf die Spekulation mit nachgezogenen Stücken Simmenthaler Bluts und derjenige an Kühen auf die fortschreitende Ausdehnung der Kuhhaltung überhaupt, namentlich aber auch in den Kreisen der kleinen Leute, zurückzuführen sein, wogegen die zurückgegangenen Zahlen bei den Ochsen, Stieren und dem Jungvieh überhaupt theils aus dem Umstand zu erklären sein dürften, daß man die Ochsen, die vermöge Abstammung und besserer Fütterung jetzt auch gewächsiger sind, nicht mehr so alt werden läßt, wie früher, (wie auch die Metzger und Händler den jüngeren Stücken neuerdings entschieden den Vorzug geben), theils daraus, daß im Winter 1882/83

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)