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die Einfassung der Krautländer, bis sie schließlich wie eine andere Hackfrucht auch im Feld gebaut wurde und nun fast in den meisten bäuerlichen Wirthschaften, wenn auch nicht in allzu großen Stücken, angebaut zu finden ist. Verwendet wird ausschließlich die sog. Oberdorfer Sorte, wovon der Samen meist vom Schloßgut bezogen und in den Garten so früh als möglich gesäet wird, um die gehörig erstarkten Pflanzen möglichst bald auf das Feld zu bringen und so für das Wachsthum Zeit zu gewinnen, da die Runkelrübe in die Brache gepflanzt und die darauf folgende Winterfrucht früh gesäet wird.

Der von der Stuttgarter Zuckerfabrik in den letzten Jahren ausgegangene Versuch, den Zuckerrübenbau in den Ellwanger Bezirk einzuführen, wird voraussichtlich im größeren Theil desselben schon an der Rauhheit des Klimas und der Armut des Bodens scheitern. Dagegen findet die Kohlrübe zum eigenen Gebrauch in bäuerlichen Kreisen immer mehr Beifall und Verbreitung, und zwar gleichförmig im Sand- wie im Lehmboden.

Die Möhre in der Spielart der sog. Riesenmöhre, zunächst als Surrogat für die seit 1845 von der Krankheit so schwer betroffene Kartoffel zuerst auf dem Schloßgut eingeführt, hat sich seiner Zeit vorübergehend auch in weitere Kreise verbreitet, ist aber hier, nachdem die Kartoffelkrankheit allmählich erloschen ist, längst wieder abgegangen, und nur auf dem Schloßgut als eine ein für allemal werthvolle Kulturpflanze, insbesondere als Zugabe zum Pferdefutter im Winter, beibehalten.

Sehr verbreitet und fast in keiner bäuerlichen Wirthschaft fehlend ist der Bau des Kopfkohls, der in der rundköpfigen Sorte theils zum eigenen Gebrauch zu Sauerkraut, das im Ellwangenschen über Winter jeden Tag auf den Tisch des Bauern kommt, theils zum Verkauf auf dem Markt in so großer Ausdehnung in den sog. Krautländern gebaut wird, daß der Markt fast jedes Jahr überführt wird und ein ziemlicher Theil des Erträgnisses durch Fütterung an das Vieh verwerthet werden muß.

Cichorie wird im Bezirk nicht gebaut, schon da die Fabriken zu fern abliegen.

Ein alter Gebrauch dieser Landschaft ist es, besonders auf leichteren Böden, in die Stoppel des Winterroggens, der das Feld am frühesten verläßt, weiße Rüben als Stoppelrüben zu säen. Obgleich dieser Bau unsicher ist, da die junge Saat fast ebenso häufig von den Erdflöhen gefressen wird, als sie davon kommt, so ist er doch sehr beliebt, weil diese Stoppelrübsaat

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_234.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)