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Auswahl des Standorts, der Sorten und guter Behandlung namhafte Erträge. Der Obstbau hat neben natürlichen Schwierigkeiten auch mit dieser zu kämpfen, daß manche Leute, nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, der Meinung sind, auf Obst, insgemein Gripse genannt, finde das siebente Gebot keine Anwendung; mancher Besitzer wartet die Vollreife nicht ab, um seinen Ertrag in Sicherheit zu bringen, damit er nicht eines Morgens den Baum leer finde. Der Obstbau ist besonders dadurch wichtig, daß er in dem kräftigen, durstlöschenden, haltbaren Most dem Feldarbeiter ein Getränk liefert, das dem bisher üblichen Bier weit vorzuziehen ist. Der Obstmost hat seit einiger Zeit angefangen, mit mehr und mehr Erfolg dem Bier die Alleinherrschaft streitig zu machen.

Das Hauptgetränk ist das Bier. Für den Hausgebrauch pflegt der Bauer sein Weißbier selbst zu brauen. Mehr und mehr aber nimmt der Geschmack an Braunbier überhand. Der Schoppen (Halbliter) soll aber nicht mehr als 10 Pfennig kosten; das Getränk ist manchmal darnach. In der Stadt Ellwangen sind im Jahr 1. April 1883/31. März 1884 eingeführt worden 2500 Hektoliter, gebraut 17.308, ausgeführt 4500, somit getrunken 15.308 Hektoliter. Bei einer Einwohnerzahl von 4700 (Staatshandbuch 1881: 4697) kämen auf den Kopf 325 Liter. Als Mitarbeiter an der Biervertilgung sind aber auch zu zählen die Leute aus den umliegenden nach Ellwangen eingepfarrten Orten mit ungefähr 1900 Einwohnern und die Fremden, welche durch Markt-, Schrannen- und sonstigen Geschäftsverkehr oder durch Bezirksbehörden, Landgericht, Schwurgericht und sonstige Anlässe hieher geführt werden.

Wein wird auf dem Land wenig und nur bei besonderen Anlässen getrunken. Man findet da und dort immer noch reine und gute Landweine, mitunter aber Getränke von zweifelhaftem Ursprung. In der Stadt Ellwangen sind die Weintrinker besser daran.

Branntwein wird im Ganzen nicht viel, selten im Übermaß getrunken, manchmal zum Bier als Magenstärkung. Habituelle Schnapstrinker mag es da und dort geben, sicher sind ihrer nicht viele. Fatal ist nur das, daß der Kornbranntwein und die Schnäpse von Steinobst und Heidelbeeren immer mehr von dem billigen Kartoffelsprit verdrängt werden.

In den 21 Jahren von 1859 bis 1879 sind aus den 14 Oberämtern des Jagstkreises bei der Kreisregierung 894

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)