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Im Durchschnitt der 68 Jahre 1812/80 macht der natürliche Zuwachs durch den Überschuß der Geburten über die Todesfälle im Oberamtsbezirk Ellwangen 0,66% pro Jahr aus, während die wirkliche Vermehrung nach dem Durchschnitt der Jahre 1812/80 jährlich 0,48% beträgt; somit fehlen am Bestand der Bevölkerung, welcher nach dem Geburtenüberschuß zu erwarten gewesen wäre, 18%; von je 10.000 Einwohnern sind daher alljährlich 18 in andere Oberamtsbezirke, in das übrige Deutsche Reich oder in das Ausland weggezogen. In dem Jahrzehnt 1842/52 hat Ellwangen die günstige Ordnungsziffer 44, indem erst auf 435 Einwohner 1 Auswanderer kam. Die Bezirksgruppe des oberen Kocher-, Jagst- und Remsgebiets, zu welcher es mit Aalen, Gmünd und Gaildorf gezählt werden kann, weist sogar blos 1 Auswanderer auf 747 Einwohner auf. Auch im nächsten Jahrzehnt scheint Ellwangen blos mäßige Auswanderung gehabt zu haben; nach den Württ. Jahrb. 1858 hatte es in diesem Jahre die wenigsten männlichen Auswanderer 1:1558.


B. Stamm und Eigenschaften der Einwohner.[1]

Die nördliche Grenze des Oberamtsbezirks Ellwangen gegen das Oberamt Crailsheim und gegen Dinkelsbühl bildet zugleich eine ziemlich scharfe Grenzlinie zwischen schwäbischem und fränkischem Volksstamm. Diese Grenze entspricht dem waldigen Höhenzug, der vom „Mainhardter“ und „Welzheimer Wald“ her, von den engen Thälern des Kochers und der Jagst durchbrochen, ins bayrische Franken hinüber sich erstreckt – dürftiger Sandboden, der weiße Keupersandstein, das Gebiet der Fichte, des Heidekrauts und der Heidelbeere. Als der schwäbisch-alemannische Stamm nach den Kämpfen am Ende des 5. Jahrhunderts einen Theil seiner bisherigen Wohnsitze verlassen und vor den eindringenden Franken südwärts zurückweichen mußte, da mochte wohl der finstere Fichtenwald mit den unwegsamen Schluchten und dem mageren den Anbau wenig lohnenden Boden weiterem Vordringen der Eroberer ein Ziel setzen. Den alten Stammesunterschied hat die konfessionelle Trennung befestigt: hier die katholische geistliche Herrschaft, dort die Reformation (Ansbach, Hohenlohe, Hall). Mischung durch Heiraten herüber und hinüber war damit ausgeschlossen.


  1. Von Medizinalrath Dr. Groß in Ellwangen.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)