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Wie hier im Südwesten und Westen des Rieskessels, so liegt im Norden bei Wassertrüdingen ein weiteres großes Senkungsfeld, in dessen Mitte sich der majestätische Hesselberg, ein mächtiger Weißjurastock, als Zeuge des ehemaligen Zusammenhangs der Schichten erhebt.

Beim Bau des Lauchheimer Eisenbahntunnels wurden auf dem dortigen Bildwasen, also noch theilweise innerhalb unseres Bezirkes, in großartiger Weise Schuttmassen aufgedeckt, welche dem Eisenbahnbau so große Schwierigkeiten bereitet haben. Das anstehende Gebirge sind die Impressathone und wohlgeschichteten Betakalke des weißen Jura. Über diesen stark gegen das Ries geneigten Schichten liegen wunderbare aus den verschiedensten Gesteinen gebildete Schuttmassen, deren Mächtigkeit auf 43 m geschätzt wurde. In dem westlichen Einschnitt des Tunnels sind unten in Schwellenhöhe noch die Impressathone, die Wände der Einschnitte darüber bildet das Schuttgebirge mit Theilen aus allen Formationsgliedern des braunen und weißen Jura und sämmtlicher Riesgesteine: Opalinusthone, Personatensandstein, das Erzflöz, Impressathone, Betakalke, Schwammkalke mit Spongiten und Lacunosen, Deltakalke, Dolomit und Marmor, dagegen fehlen die Zetaplatten, wie auch überall im Ries. Ferner liegen zwischen diesen Juratrümmern bunt durcheinander Tertiärkalke mit Landschnecken, Bohnerzthone, Braunkohlenthone, wie sie nur bei den Bohrungen im Rieskessel zu Tage gekommen sind, zersetzte Riesgranite, Diorite, Gneiße, darunter ein über 700 cbm großer Granitblock und ein nahezu ebenso großer Dioritbrocken, zahlreiche „Griesfelsen“.

Das östliche Tunnelportal steht in den festen Weißjura-Betakalken, die bis zum Anfang des Tunnelgewölbes reichen und neben die Wände des östlichen Einschnittes bilden; darüber liegt Schuttgebirge, wie in dem westlichen Einschnitt. Man hat somit hier Gelegenheit, die Kontaktfläche zwischen den Betakalkbänken und dem Schuttgebirge zu beobachten. An der nördlichen Böschung des Einschnitts, in der Nähe des Tunnelportals, sind die geglätteten und polirten Kalkbänke blosgelegt. Darüber liegen auf der Grenze zwischen den Kalkbänken und dem Schutt grobe Quarzsande, theils lose, theils fest mit dem darunter liegenden Kalk verbunden. Die polirten Kalkbänke sind sehr deutlich in den Richtungen O–W gekritzt, wie das sonst nur im Gebiete der Gletscher vorkommt. Es ist daher auch der Versuch gemacht worden, die ganze so räthselhafte Erscheinung des Auftretens eines so mächtigen Schuttgebirges, so

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 019. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_019.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)