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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

8) die Kaplaney St. Johannis d. T. in der Kapelle des Hospitals. Joh. Bräcklin, Senior der Augustiner zu Eßlingen, präsentirt 14. Jun. 1390 Kraft seines Nominationsrechts einen Kaplan in Capella in Hospitali pauperum.

Diese und vielleicht noch andere Kaplaneyen oder Pfründen waren zwar zum Theil schon vor der Reformation vereinigt worden, doch bestanden zur Zeit der Reformation selbst noch 4 oder 5 derselben, so daß Canstatt um diese Zeit mit den beyden andern Kirchen noch 10 bis 12 Geistliche hatte.

Klöster scheint dagegen Canstatt nicht gehabt zu haben, wenigstens keine Mannsklöster. Zwar führen noch dreyerley Gebäude den Namen Klösterlein. Eines davon aber, das in der Schmidener Gasse steht, scheint blos eine Kaplaneywohnung gewesen zu seyn, und die beyden andern waren s. g. Beguinenhäuser. Das eine von diesen, das „Nonnenklösterlein“ genannt, und auch in seinem Aussehen noch seine ehemals klösterliche Bestimmung verrathend, steht in dem Hofe unweit der Brücke, das andere in dem Fischergäßlein. Das Kaplaneyhaus daselbst stieß an die „Domos, fororum IIIae reg. S. Francisci“. Tertianerinn aber oder Sammelschwestern von der 3ten Regel des h. Franciscus, wurden die Beguinen ober Frauenvereine genannt, die ohne klösterlichen Zwang ein gemeinschaftliches Leben führten, und sich von ihrer Hände Arbeit nährten, häufig auch den Unterricht der Jugend oder die Pflege der Kranken besorgten. Sie nahmen mit der Reformation ein Ende. In mehreren alten Chroniken ist auch von einem „Gotteshaus St. Amandi“ zu Canstatt die Rede, das die oben erwähnte Frau Berta von Beutelsbach erbaut haben soll: aber wenn man dieser Angabe auch einigen Glauben beymessen will, so scheint doch eher damit eine Kirche, als ein Kloster gemeint zu seyn.

Die Reformation, die in Canstatt des Constanzischen Kirchenpatronats ungeachtet zu gleicher Zeit, wie in dem übrigen Herzogthum eingeführt wurde, änderte, wie überall, den kirchlichen Zustand völlig. Das Landcapitel

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt144.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)