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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Herrschaft, und eben so viel an die Pfarrey Wangen, „alles vermög eines Pergamentinnen Briefs v. J. 1377.“

Neben dieser gemeinen Badeanstalt besaß Canstatt von alten Zeiten her noch ein besonderes Mineralbad, welches das Sulzbad genannt wurde, und in dem Badgarten stand. Die dort, nach S. 13, aufgefundenen Denkmähler beweisen, daß schon die Römer eine Badeanstalt an den dortigen Quellen erbaut hatten. 1449 wurde das Bad von den Eßlingern in Asche gelegt; gleiches Schicksal hatte es in dem dreyßigjährigen Krieg; es wurde daher mit der neuen Badstube vereinigt. Zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts baute der Badinnhaber Frösner ein neues Gebäude dazu, 1818 fing er an, die Gebäude in dem Badegarten aufzuführen, wohin er später die ganze Anstalt verlegte. Die Anstalt, wie sie jetzt ist, gehört zu den schönsten und best eingerichteten ihrer Art; es wird wenige Curanstalten geben, die so viel Annehmlichkeiten in sich vereinigen, wie diese. Mit einem großen und ansehnlichen Hauptgebäude ist ein langes Nebengebäude verbunden, in dessen Erdgeschoße die Badegemächer angebracht sind. Vor den Gebäuden breitet sich ein schöner über 10 Morgen großer, Garten aus, von alten Zeiten her der Badgarten genannt, der zum Vergnügen der Curgäste eingerichtet ist. In dem Garten selber befindet sich wieder ein großes Gebäude mit einem Tanzsaal. Die Gebäude sind durchaus neu, und die Einrichtung ist vorzüglich; sie enthalten 109 gute, zum Theil sehr schön eingerichtete Zimmer, nebst einem Billard Zimmer und einem Speisesaale für 300 Gäste. Von den Zimmern aus erfreut man sich fast überall der freundlichsten Aussichten. Besonders gut und angenehm sind auch die Badegemächer und deren Einrichtung. Man badet, wie in den andern Bädern, in hölzernen Wannen; ein Theil der Gemächer hat aber auch steinerne oder kupferne Wannen. Jede Wanne hat ihre eigene Hahnen-Einrichtung, mittelst welcher der Badende sich selber mit warmem oder kaltem Wasser versehen kann; lezteres fließt aus der Quelle unmittelbar in ganz frischer Lebenskraft in die Wannen.

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt117.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)