Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Gemeindewesen und den Bürgern einen glücklichen Zustand sichern. Das Grundeigenthum der Stadt besteht hauptsächlich in Wiesen und Weideplatz. Die wenigen Waldungen, die sie auf Roracker und zum Theil auf Zuffenhauser Markung besaß, hat sie neuerlich verkauft. Die Güter werden meist stückweise an den Meistbietenden verpachtet, nur ein kleiner Theil von Baufeld wird gegen einen kleinen Zins als Burgergabe verliehen. Die Weidefläche dient zur Schafweide, die Rindviehweide ist längst abgeschafft. Unter den nutzbaren Gebäuden, welche die Gemeinde besitzt, verdienen außer der Mahlmühle und der Halle auch die Keltern genannt zu werden. Es sind ihrer zwei, die eine in der Vorstadt, die andere, die erst vor wenigen Jahren gebaut wurde, steht bei der Uffkirche. Die letztere vertritt nun die Stelle von vier Keltern, die sich früher in der Stadt befunden hatten.[1]

Die Schulden der Stadt betragen dermalen noch die Summe von 65.000 fl., i. J. 1816 betrugen sie 97.300 fl. Sie würden sich seit dieser Zeit noch ungleich mehr vermindert haben, hätte die Stadt nicht während derselben außerordentlicher Weise starke Ausgaben gehabt, z. B. für die Erbauung eines lateinischen Schulhauses 10.300 fl., einer Kelter 10.800 fl., der Halle 18.300 fl., eines deutschen Schulhauses 14.000 fl., eines Krankenhauses 4500 fl., für Reparation des Kirchthurmes 6300 fl., Neckarbau 10.000 fl., eine thönerne Brunnenleitung 4700 fl. u. s. w., im Ganzen 82.400 fl.

Die Einkünfte belaufen sich, einschließlich 2000 fl. Brückengeld, die jetzt wegfallen, nach unserer Tabelle auf 20.700 fl., sie sind mehr als hinreichend, um in ordentlichen Zeiten die Ausgaben ohne Umlagen zu bestreiten. Die Haupt-Einkommensquellen sind außer den gewöhnlichen städtischen


  1. Zu ihrem Grundeigenthum ist die Stadt zum Theil erst durch Kauf gekommen. So erkaufte sie 1465 von Graf Ulrich 24 Tagwerk Wiesen bey Gaisburg für 593 Pf. 15 Sch., 1488 von Graf Eberhard den herrschaftlichen Hof zu Berg mit Häusern, Äckern, Wiesen etc. für 1000 Pf. H. Die Keltern wurden von Herzog Ulrich gekauft.
Empfohlene Zitierweise:
Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 097. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt097.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)