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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

das andere für die deutschen Knabenschulen 1831 erbaut worden ist.

Zu den ansehnlichern Privatgebäuden der Stadt gehören unter andern das Frösnerische Bad und die neuen Fabrikgebäude von Zais und Keller; zu den berühmtern, der Gasthof zum Ochsen. Schon Ladislaus Suntheim sagt vor ungefähr vierthalb hundert Jahren davon: „Canstat ein stat am Neckar, da ist gut Zerung, da ist ein Wirtzhaus, das hat ein prun in der Stuben hinterm Ofen, darin allerley Fisch“ u. s. w. Selbst Petrarca (gest. 1374) erwähnt schon des Brunnens. Der Brunnen ist noch in der Stube.

Einwohner und ihr Nahrungsstand.

Zu der oben bemerkten Einwohnerzahl kommen noch ungefähr 200 Fremde, so daß die wirkliche Bevölkerung der Stadt sich auf 4250 Menschen beläuft. Im J. 1770 waren es 2508, im J. 1800 – 2738. Die Bevölkerungs-Verhältnisse sind, nach dem zehnjährigen Durchschnitt von 1812 bis 1822, folgende: Geborne zu den Lebenden = 1:25; Gestorbene zu den Lebenden = 1:28; unehelich Geborne zu den Ehelichen = 1:101/2; Todtgeborne zu den Gebornen = 1:25. Auf 100 Gestorbene kommen 15 von mehr als 60 Jahren. Die Zahl der neu geschlossenen Ehen war jährlich 26, die der getrennten 21, darunter durch Ehescheidung je in 2 Jahren 1.

Was die Eigenschaften des Canstatters betrifft, so zeichnet er sich vorzugsweise durch Fleiß, Arbeitsamkeit und Mäßigkeit, so wie durch Mildthätigkeit aus. Seine Treue gegen das angestammte Fürstenhaus hat er besonders in dem Bauern-Aufruhr des armen Konrad 1514 bewiesen. Die Canstatter waren unter den ersten, die mit ihrem Fähnlein zu dem Herzog Ulrich in Waiblingen stießen und gegen die auf dem Kapelberge bey Beutelsbach versammelten Aufrührer anrückten. Die Stadt hat auch mehrere angesehene und gerühmte Männer hervorgebracht.

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 090. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt090.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)