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Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich günstig, nur schaden Frühlingsfröste und kalte Nebel nicht selten den Obstbäumen, und sogar, wie z. B. im Jahr 1857, den Waldungen; in Folge dieser Verhältnisse werden daher nur späte Mostsorten und Zwetschgen gepflanzt, welch letztere sehr gerne gedeihen. Hagelschlag kommt sehr selten vor, indem der 1/2 Stunde südlich vom Ort gelegene Domaberg eine Wetterscheide bildet. Das Thal, in welchem Stammheim liegt, ist nur gegen Westen, gegen das Nagoldthal, geöffnet und daher die Luft nicht ganz gesund, indem dieselbe einerseits von den Nord- und Ostwinden nicht gehörig gereinigt wird, andererseits die Nebel, welche sich gerne über den Schwarzwald und namentlich in dem nahen Nagoldthale lagern, nicht selten bis zu dem Ort herandringen und dort wegen vorliegenden Bergen nicht weiter können. Diese klimatischen Verhältnisse mögen theilweise die Ursache von den häufig auftretenden Schleimfiebern und Frieselkrankheiten sein.

Die Landwirthschaft wird im Allgemeinen gut und mit vielem Fleiß betrieben; verbesserte Ackergeräthe, wie der Brabanterpflug, die Walze etc. haben günstigen Eingang gefunden und zur Besserung des Bodens werden außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln hauptsächlich die Jauche und der Gyps in Anwendung gebracht.

Im Dreifeldersystem baut man vorzugsweise Dinkel und Hafer, und in der Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter, auch Ackerbohnen, Kohlraben, Kraut, Angersen, Reps, Flachs, Hanf und in neuerer Zeit etwas Taback gepflanzt; Esparsette kommt häufig zum Anbau. Früher wurde am südlichen Abhang des Galgenbergs, im sog. Weingarten, auch Weinbau getrieben.

Bei einer Aussaat von 8 Sri. Dinkel und 5 Sri. Hafer liefert in günstigen Jahren der Morgen 7–10 Schfl. Dinkel und 5 bis 7 Schfl. Hafer. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 40–550 fl. und die der Wiesen 200–800 fl. Über den eigenen Verbrauch an Getreide werden etwa 300 Schfl. Dinkel und 80 Schfl. Hafer jährlich nach Calw verkauft.

Die Wiesen, von denen etwa die Hälfte wässerbar ist, liefern im Durchschnitt 20–25 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd per Morg.

Die Obstzucht ist ausgedehnt und erlaubt in guten Jahren einen namhaften Verkauf an Zwetschgen; das Kernobst wird für den eigenen Bedarf gemostet und gedörrt.

Die Gemeinde ist im Besitz von 820 Morgen mit Laub- und Nadelholz bestockte Waldungen, die im Durchschnitt jährlich 450 Kl. und 10.000 St. Wellen ertragen. Hievon erhält jeder Bürger ein Kl. und 50 St. Wellen; der Rest wird verkauft und sichert der Gemeindekasse

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_333.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)