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Allgemeinen mittelgroßen Gebäude sind aus Holz erbaut und meist mit steinernen Unterstöcken versehen; die Bedachung ist durchgängig mit Ziegelplatten ausgeführt.

Im südlichen Theil des Orts steht die Kirche, deren Langhaus im Jahr 1853 verändert wurde; an der südlichen Seite desselben befindet sich ein ehemaliger Eingang, dessen ursprüngliche Lünette ein Maltheserkreuz und eine kreisrunde Figur zeigt. Der 4eckige, in seinen unteren Theilen sehr alte und massiv erbaute Thurm, geht gegen oben in ein neues, aus Holz ausgeführtes Stockwerk über und ist mit einem einfachen Zeltdach versehen, auf dem 2 Glocken, eine 1649, die andere 1733 gegossen, hängen. Das Innere der Kirche ist ganz einfach, jedoch nicht unfreundlich; von dem Langhaus führt ein runder Triumphbogen in das untere Stockwerk des Thurms, welches hier die Stelle des Chors vertritt. Im Allgemeinen trägt die Kirche noch entschiedene Spuren des romanischen Baustyls; die Unterhaltung derselben liegt der Gemeinde ob.

Der Begräbnißplatz wurde im Jahr 1852/53 außerhalb (nördlich) des Orts neu angelegt und ummauert; früher mußten die Verstorbenen nach Neu-Bulach beerdigt werden.

Das im Jahr 1839/40 namhaft verbesserte Schulhaus enthält neben einem geräumigen Schulzimmer die Wohnung des Schulmeisters und ein Zimmer für den Gemeinderath.

Zunächst des Schulhauses steht die örtliche Zehentscheuer; auch ist ein Armenhaus vorhanden und ein Gemeindewaschhaus besteht schon längst.

Der Ort erhält sein mittelmäßiges Trinkwasser aus 6 Pumpbrunnen, die jedoch in trockenen Jahren so sehr nachlassen, daß das Wasser etwa 300 Schritte östlich vom Ort in dem sog. Saalenbrunnen geholt werden muß; für das Vieh aber wird das Wasser aus dem 1/8 Stunde südwestlich vom Ort gelegenen Seebrunnen bezogen. Eine periodisch fließende Quelle befindet sich im sog. Specialacker.

Die im Allgemeinen körperlich rüstigen Einwohner sind fleißig, sparsam und kirchlich gesinnt; ihre Erwerbsquellen bestehen vorzugsweise in Feldbau, Viehzucht, Erlös aus dem Holz und Taglohnarbeiten in Feld und Wald.

Als Gewerbe sind eine Ziegelhütte, 2 Schildwirthschaften und ein Krämer zu nennen. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 32 Morgen Felder und 8 Morgen Waldungen; der sog. Mittelmann besitzt 10–12 Morgen und die minder bemittelten Taglöhner 1–2 Morgen Felder. Etwa 20 Personen genießen Gemeindeunterstützung. Eine Stiftung reicht den Armen jährlich 4mal je 4 Pfund Brod.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_298.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)