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Mittelgutes, zuweilen schlechtes Wasser erhält der Ort aus einem laufenden Brunnen, einem Ziehbrunnen und 2 Pumpbrunnen, die übrigens in trockenen Jahrgängen so sehr nachlassen, daß die Einwohner genöthigt sind, einen Theil ihres Wasserbedarfs an den außerhalb des Orts gelegenen Brunnen, wie an dem nahen Badstubebrunnen, an dem 1/8 Stunde südlich vom Ort gelegenen Wenzlerbrunnen und an dem 1/4 Stunde nördlich der Stadt gelegenen Steinbrunnen, zu holen. Der Marktbrunnen soll früher viel wasserreicher gewesen, und erst in Folge des in der Nähe der Stadt ehemals betriebenen Bergbaues theilweise abgegraben worden sein. Der Ort hatte ein eigenes Bad (s. unt.), das in der Badgasse stand und gegenwärtig dem Bürger Johannes Braun gehört. Periodisch fließende Quellen sind auf dem Schlipf, in den Wöllhäusern und bei dem Kreuzstein vorhanden. Unweit des Orts bestehen 3 Weiher.

Die im Allgemeinen körperlich nicht besonders ansehnlichen Einwohner sind gutmüthig, sehr fleißig und kirchlich gesinnt; ihre Erwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und einiges Gewerbe, welches sich hauptsächlich auf die nöthigen Handwerker beschränkt, von denen nur einige Schuhmacher auch nach Außen arbeiten. Es bestehen 4 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, eine Handlung und 2 Krämer. Die öconomischen Verhältnisse der Einwohner sind mittelmäßig, zum Theil gering; der vermöglichste Bürger besitzt 50 Morgen Felder und 15 Morgen Waldungen, während der Grundbesitz des sogen. Mittelmanns zu 12–15 Morg. und der Unbemittelteren zu 1/2 bis 2 Morg. Felder angegeben wird. Die Unbemittelten suchen sich ihr Auskommen durch Taglohnarbeiten und Holzmachen zu sichern, während weibliche Personen und Kinder einen spärlichen Verdienst durch Stricken und Spinnen finden.

Die nicht große Markung hat mit Ausnahme der bewaldeten Gehänge gegen die Thäler eine ziemlich ebene Lage und im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der theils gelbthonig (Verwitterung des Wellenmergels), theils roththonig (Verwitterung des rothen Schieferlettens) und theils leicht rothsandig (Verwitterung des bunten Sandsteins) genannt werden darf. Von den Feldgütern, die meist zu 1/2 bis 1 Morgen vertheilt sind, liegen die ergiebigsten auf der sogen. Breite, in Schachtäcker, in Wöllhäuser, obern Stelzen etc.

Die Luft ist gesund und rein, übrigens häufig bewegt und Frühlingsfröste schaden zuweilen dem Obst, dagegen kommt Hagelschlag sehr selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Flanderpflug und Walze) gut betrieben und dem Boden durch

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)