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Oberfläche gefunden wurden; auch sind daselbst eine Menge sehr lange, glasirte, spitz zulaufende Ziegel, Nägel, einzelne Thürgloben, Hufeisen, ein Schlüssel mit Schloß und eine aus thönernen Teicheln bestehende Wasserleitung aufgefunden worden. Die Volkssage, wie der Name des Hügels sprechen für ein ehemaliges Kloster, während der tiefe Graben eher auf eine Befestigung, Burg, hindeutet. Über diesem sogen. Klosterbuckel erhebt sich der Steinberg, auf dessen östlichster Spitze eine Burg gestanden sein soll, von der übrigens nur noch ein geebneter Platz, den man Burgstall nennt, übrig ist.

Innerhalb des Orts befindet sich an der Landstraße ein etwas vorstehender Felsen, in welchen eine kleine spitzbogige Nische und ein Kreuz eingehauen ist.

Jenseits der Nagold, zunächst der Monakamerbrücke, liegt der sogen. Beutelstein, ein großartiger, überhängender Felsen, unter dem sich eine 12′ hohe und 10′ weite Höhle befindet.

Das wildromantische Kollbachthälchen, in welchem der rasche Bach mehrere Wasserfälle bildet, bietet dem Freunde der Natur manche malerische Parthie.

Der Ortsname Liebenzell weist darauf hin, daß hier ursprünglich eine Zelle, ein Klösterlein, gestanden hat, welches von einer Gründerin Lioba den Namen erhalten haben mochte; indeß heißt der Ort häufig und zwar schon um 1129 nur Zell (Celle). Gegen 1191 erscheint er als oppidum Zell[1].

Er gehörte ursprünglich den Grafen von Calw. Uta († um 1196), die Erbtochter des Calwer Grafen und rheinischen Pfalzgrafen Gottfried brachte ihrem Gemahl Herzog Welf VI. († 1191) in die Ehe den Ort sammt dem Wald und aller Zugehör und beschenkte am Ende wenigstens mit einem Antheil desselben das Kloster Hirschau[2].

Dabei aber hatte Liebenzell einen kräftigen Ortsadel, welcher auf der Burg seinen Sitz hatte. In der Mitte des 13. Jahrhunderts erscheinen drei Gebrüder Wolfram, Reinhard (beide † vor 14. März 1260) und Ludwig, und die Söhne des mittleren, Reinhard und Wolfram (Mone Zeitschr. 1, 248), von denen der Vater Reinhard schon in einer Maulbronner Urkunde von 1250 vorkommt.


  1. Um 1129 nach Chron. Sindelf. 2 ed. Haug, gegen 1191 nach Cod. Hirsaug. 84a; beide Aufzeichnungen sind übrigens den obigen Jahren nicht gleichzeitig.
  2. Über den Hirschauer Jagdbezirk in der Gegend s. die Kundschaft von 1418 bei Besold Doc. 573.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_263.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)