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(1482) dem Kloster kostbare Geschenke. Auch die Reformation von acht Klöstern wurde dem Abt übertragen. Ihm strebte sein Nachfolger Blasius (1482–1503) nach, der auf Bauten und Kirchenzierrathen 24.000 fl. verwendete, zwei Weiher im Conventsgarten und einen beim Krankenhaus anlegte, den Kreuzgang vollendete, die Kirche ausbesserte und schmückte, neue Erwerbungen machte, von Pabst Innocenz VIII. den 14. Febr. 1491 die Erlaubniß zur Einziehung des Novalzehentens in Pfarreien, wo das Kloster schon den großen Zehnten besaß, und von K. Maximilian I. den 25. März 1495 die Bestätigung der Privilegien des Klosters, den 3. Juni 1495 die Erneurung des Asylrechts auf der Straße zwischen dem alten und neuen Kloster und der zwischen beiden gelegenen Klostertafern (dem jetzigen Gasthof zum Lamm und Hirsch) erlangte. Der päbstliche Legat, Bischof Raimund von Gurk, ertheilte 1501 dem Abt für sich und das ganze Kloster vollkommenen Ablaß und, zum Dank für die gastliche Aufnahme, welche er darin gefunden hatte, den 17. Febr. 1502 den Mönchen noch die Erlaubniß, während der geschlossenen Zeiten, die Charwoche allein ausgenommen, Fleisch, Butter und Milchspeisen genießen zu dürfen. Dennoch klagten seine Untergebenen über Blasius und brachten es 1496 dahin, daß er ein Jahr lang von seinem Amte suspendirt wurde. Im April 1493 wurde in Hirschau ein Provincialkapitel des Benediktinerordens gehalten und 1502 hielt sich Elisabeth, die Gemahlin des Grafen Eberhard des Jüngern, 6 Monate lang im Kloster auf, weil zu Nürtingen, wo sie gewöhnlich wohnte, die Pest wüthete. Im J. 1519 unterwarf sich Hirschau dem schwäbischen Bund, am 25. April 1525 wurde es von den aufrührerischen Bauern erstürmt, welche Wein, Frucht, Hausgeräthe und andere fahrende Habe fortschleppten, das Vieh wegtrieben und „dermaßen Haus hielten, daß sie dem Kloster einen Schaden von 16.000 fl. zufügten.“ Als 1534 Herzog Ulrich zur Wiedereroberung seines Erbfürstenthums heranzog, floh der Abt Johann III. nach Pforzheim, entschuldigte sich aber nachher beim Herzog und bat, der Herzog möchte das Kloster in gnädige Huld aufnehmen und ihm einen Schutzbrief verleihen, was er „als sein armer Kaplan jederzeit zu verdienen beflissen sein werde.“ Zu Anfang des Jahrs 1535 aber sendete der Herzog den Theodor Raismann als „Lesemeister“ in das Kloster, um dem Convent die evangelische Lehre zu verkündigen und besonders die Novizen in der heiligen Schrift zu unterrichten. Dieser gerieth mit dem Abt bald in Streit, verglich sich jedoch mit ihm (den 5. März 1535) und versprach, sich nicht in die Angelegenheiten des Klosters zu mischen, sondern nur Gottes Wort zu predigen. Bei einem Theil der Conventualen fand der Lesemeister auch vielen Beifall, die meisten verließen das Kloster, theils mit einer Abfindungssumme, theils mit Leibgedingen versehen[1]. Der Abt selbst, der 50 Goldgulden jährlich empfieng, durfte


  1. Die Reliquien des hl. Aurelius kamen durch die Reformation als Geschenk Herzog Ulrichs an den Grafen Wilhelm Werner und in dessen Schloß Herrenzimmern, von da 1594
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)