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krank u. s. w. Bei Leichenbegängnissen nähert sich der theilnehmende Verwandte oder Freund dem Tisch, um den die Hauptleidtragenden im Trauerhause sitzen und spricht: „Traist Di Gott in Deim Load, und i waunsch, daß Ihr in jeam Leaba naoch deam Leaba wieder z’säma kommet;“ d. h. „Tröste Dich Gott in Deinem Leid, und ich wünsche, daß Ihr in jenem Leben nach diesem Leben wieder zusammen kommet.“ Bei der Überreichung des Hochzeitsgeschenkes wird gesprochen: „Do schenk i Dier au ebbes zur Hauzich, wenns mei Nuz wäar, wie mei Schad, wet i Dier mai gea!“ d. h. „Hiemit schenke ich Dir auch etwas zur Hochzeit, wenn es mein Nutzen wäre, wie mein Schaden, wollte ich Dir mehr geben!“

Die Mundart auf der linken Seite der Nagold, die, wie schon angeführt wurde, mehr die des Schwarzwaldes ist, zeigt insofern einige Verschiedenheit, als in Zavelstein und den dazu gehörigen Filialorten, welche früher zu dem Bisthum Speyer gehörten, der pfälzische Dialekt sich etwas bemerkbar macht, während in den nahe gelegenen Orten Alt- und Neu-Bulach, Ober-Haugstett, Martinsmoos, Breitenberg, Zwerenberg, welche zum Bisthum Constanz gehörten, die schwäbische Sprachweise unverfälscht geblieben ist, hier sagt man „Floisch,“ in Zavelstein etc. „Fleisch,“ in Bulach etc. „i hans glesa,“ in Zavelstein „ich heb’s glosen (ich hab’s gelesen),“ ebenso „Noi,“ in Zavelstein aber „Nei etc.“; in Ober-Haugstett statt „spüren“ „speiren,“ in Schmieh statt „Kind“ „Kinn.“ In den Filialorten von Zavelstein (auf dem sogen. mittlern Wald) heißen die jungen Bursche „Kerle,“ so sagt der Bauer von seinen confirmirten Söhnen „meine Kerle,“ während er Leute, die kein Vermögen haben und etwas anrüchig sind, „Bursterer“ heißt. Ein Mädchen, das ihrer Zunge freien Lauf läßt und gerne zum Streiten aufgelegt ist, heißt: „ein Mädchen mit einem gängen Maul oder Mäule, „sie hat ein gängs Mäule.“ In Zavelstein sagt man Schier, Fier statt Scheuer, Feuer. Kommt man in Schmie, Emberg etc. in ein Haus, wo ältere Personen wohnen, so sagt der Hausvater zuerst „Grüß Gott“ und fügt hinzu: „Willkomm au.“ In dieser Gegend sagt man auch: „laufet zu mir auße,“ d. h. besuchet mich auch. Bei einer Begegnung außerhalb des Orts ist die Ansprache: „wo solls hin sein?“


3. Gesundheits-Verhältnisse.

Im Allgemeinen ist der Gesundheitszustand ein guter zu nennen. Was die herrschenden Krankheiten betrifft, so sind zwar Katarrhe, Rheumatismen und leichtere gastrische Zufälle an Zahl die häufigsten, wenn es sich aber um den Einfluß auf die Sterblichkeit handelt, so

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 054. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_054.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)