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schwarzem oder gelbem Leder; an Werktagen werden sowohl Hosen als Kittel auch von Zwilch getragen. Die dunklen, meist schwarzen Brusttücher oder Westen sind größtentheils aus Manchester gefertigt und mit zwei Reihen platten Metallknöpfen besetzt. Die Strümpfe tragen die ledigen Bursche weiß, die verheiratheten Männer aber schwarz und die Schuhe sind mit großen, viereckigen Schnallen von Messing geziert. Gegen Schnee und Kälte schützen den im Walde Arbeitenden die weiß wollenen Kamaschen (Straffstrümpfe). Die edle Sitte, daß bei Leichenbegängnissen die Leidtragenden schwarze Mäntel tragen und im Trauermantel jede Leiche angesagt wird, kommt immer mehr ab. Die ledigen Bursche tragen entweder eine pelzverbrämte Mütze mit goldener Trottel oder den dreispitzen Hut mit breitem Sammtband nebst großer stählerner Schnalle und Bandschleife. Die reich mit Silber beschlagene Tabackspfeife (meist Ulmerköpfe) und die silberne Uhrkette sind bei den Burschen noch allgemein. Die ledigen Mädchen tragen das anständige deutsche Häubchen mit breiten schwarzen Bändern (den Sommer über den mit schwarzen Rosetten gezierten Strohhut), kurze schwarze Leibchen, nicht selten auf der Brust eine rothe Bandschleife, blaue oder schwarze, reichgefältelte Wilflingröcke, eine blaue Schürze, weiße Strümpfe und Stöcklesschuhe. Die Weiber tragen schwarze Marlinhauben, schwarze Kittel ohne Schleife, schwarze Röcke und Schürze. 1

Die Mundart ist im Allgemeinen die gemüthliche, an bezeichnenden Ausdrücken reiche schwäbische, die sich im Osten des Bezirks dem breiten Unterländer-Dialekt nähert, während sie in den übrigen Theilen schon einige Verwandtschaft mit der pfälzischen Sprachweise zeigt. In Neuhengstett haben sich nicht nur Spuren der früheren piemontesischen Mundart, welche ein Gemenge von der französischen und der italienischen Sprache war, erhalten, sondern dieselbe wird sogar in vielen Familienkreisen noch gesprochen. Von den in der Gegend von Deckenpfronn, Gechingen etc. üblichen eigenthümlichen Sprachausdrücken nennen wir folgende: Ätte statt Vater, Amme statt Mutter, Göttle statt Pathe, Götte, Vetter wird von den Dienstboten der Herr oder der Meister genannt, Bäßle die Frau oder die Meisterin, Ample statt dummes Mädchen, Weib, Schäppele wird eine fährige, wunderliche Person genannt, Bächts statt Gebackenes, Confect, Hinter Wind statt Abendwind, Vorderwind statt Morgenwind, Kopfhaus statt Küchenkasten, Speicher statt kleiner Keller, Gspikling statt Kuchen, Bregez auch Bärten statt Bräzel, vismich statt irgendwo, e nauth statt gegenwärtig, haußig statt einstweilen, guotich statt schnell, flink, tolls Mensch eine schmucke, schöne Weibsperson, liederlich statt sehr

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 053. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)